26.10.-07.11.2015

Wir verlassen das grosse Plateau im Herzen des Wilden Westens und schlagartig verändert sich die Landschaft von roten Felsen zu schwarzem Vulkangestein und schneebedeckten Bergen

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Kurz darauf folgen dichte, grüne Wälder die in eine 1:1 Kopie der Toskana übergehen

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Jetzt nur noch die letzte Hochebene bzw. den letzten Canyon überqueren, ab auf den Highway und schon wartet die nächste Überraschung auf uns: Wie aus dem Nichts tauchen links und rechts riesengroße Saguaro-Kakteen auf, und mit ihnen ein Hauch von Mexiko.

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Phoenix, im Tal der Sonne gelegen, ist erst mit der Erfindung der Klimaanlage zu einer Metropole angewachsen. Ein heisses Fleckchen in der Wüste mit Temperaturen um die 25 Grad von November bis März und ewiger Sonnenschein lädt zum Überwintern ein. Für uns das optimale Ziel um den längst überfälligen Ersatzreifen zu besorgen und mit Romy eines der vielen Schwimmbäder zu besuchen.

Wie man sich täuschen kann. Die Schwimmbäder beenden die Saison im September da keines davon beheizt wird und es Nachts zu sehr (ca. 25°) abkühlt. In einer Affenhitze standen wir kopfschüttelnd am Zaun und blickten auf die gefüllten Becken, die nur noch für des Senior´s Wassergymnastik die Tore öffnen. Deutsche Schwimmbäder würden grösstenteils sich die Finger nach solchen Sommertemperaturen lecken und nicht im Traum daran denken zu schliessen.

Passende Reifen zum mitnehmen waren auch nicht aufzutreiben. Die im Rest der Welt weitverbreitete Größe 12R20 ist in Nordamerika schwer zu finden. Dort sind vorallem 11R20, 11R22.5 und 12R22.5 verbreitet. Desweiteren wollen wir natürlich keine Highway-Straßenreifen, sondern Baustellenprofile um auch weiterhin abseits der Straßen fahren zu können. Es blieb uns nichts anderes übrig als uns ein paar neuer Hinterreifen bestellen zu lassen – mit einer Wartezeit von 5 Tagen. Dann also einen Campground mit Pool suchen um die Zeit zu überbrücken. Hier das nächste Problem: Campingplätze gibt es wie Sand am Meer, welche mit Pool ebenfalls – nur alles ab 55+ mit Kinderverbot.

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Einen ganzen Tag eierten wir umher und siehe da: Glück im Unglück: einen! den einzigen! haben wir gefunden! KOA war die Rettung, eine familienfreundliche Campingplatzkette der USA. Im allgemeinen eher hochpreisig (und somit für uns nie eine Option gewesen) dafür wirklich sauber und gepflegt und sogar die Kakteen werden rasiert.

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2 Pools standen zur Auswahl, einen zum schwimmen und einen mit Blubberwasser zum abhängen.  Dieser wurde unsere Hauptbeschäftigung der ganzen Tage.

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Zeitlos reisen, das ist so schön. Wenn man überlegen muss, welcher Tag gerade ist und welches Datum der heutige Tag hat, dann ist man so richtig drin! Ich war so schön dabei im vergessen und fast hätte ich es geschafft: wenigstens einmal im Leben meinen Geburtstag zu ignorieren. Hätte mich Thorben nicht doch noch dran erinnert.

Den gesamten Vormittag aalte ich mich im Whirlpool

 

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und dann machten wir uns auf die Suche nach einem Kuchen. Wir landeten in der Goldfield Ghost Town. Vor 100 Jahren gegründet, nachdem Gold gefunden wurde, und als alles ausgeschöpft war zogen die Menschen weiter und übrig blieb die Geisterstadt. Mit der der historischen Eisenbahn fuhren wir eine Runde um das kleine Städtchen herum mit einer herrlichen Aussicht auf den Apache Trail

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spazierten einmal hindurch

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und dann gab es endlich Kuchen. Beziehungsweise so etwas was in der Richtung.

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Über eine kurvenreiche Strecke drehten wir noch eine Runde entlang den alten Apachenpfaden zu den leuchtend blauen Wüstenseen in den Superstation Mountains. Kaum angekommen schlug das Wetter schlagartig von Sommer, Sonne, Sonnenschein auf Platzregen und Gewitter um, sodass wir wegen den nur halbwegs befestigten Strassen kehrt machen mussten. Kaum raus aus den Bergen strahlte uns die Sonne entgegen und lud uns auf einen Spaziergang zu den Kakteen ein. Schon wahnsinn, mal selber neben einem ausgewachsenen Saguaro zu stehen, die bis zu 15 Meter in die Höhe wachsen.

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Gestachelt wird hier nicht nur in die Höhe, sondern auch in die Breite.

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Und so vorsichtig man auch hindurchspaziert – sie kriegen einen doch.

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Selbst durch den robusten Froschreifen pieksten sich die Stacheln hinein, und nur mit einer Zange und viel Kraft liessen sie sich entfernen. Aber egal, wir haben ja neue bestellt.

Einen Tag später war Halloween und so gut wie  jeder Vorgarten war mit Kürbissen, Gespenstern, Hexen und Spinnennetzen geschmückt. Wir waren zwar auf keiner Party, aber ansonsten wurde alles mitgenommen was ging.

Gegessen wurde ein kohlrabenschwarzer Grusel-Whopper

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unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen besorgten wir einen Kürbis

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den Papa mit Romy schnitzte

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und auch der Babybauch musste dran glauben

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Nach 5 Tagen Wartezeit verliessen wir KOA um wie vereinbart den neuen Reifen abzuholen. Romy und ich warteten im Laster vor der Werkstatt, während Thorben mit dem Bestellschein zur Anmeldung lief. Er kam und kam nicht wieder. Was war passiert? Die Bestellung wurde zwar aufgenommen, aber nicht abgeschickt. Und nun? Atmen. Einfach nur ruhig atmen und alles wird gut. Und siehe da, es  tat sich dann doch noch ein passender Reifen auf. Zwar Chinaware, aber egal. Die Reifensuche war nervig genug gewesen, drauf mit dem Dingen. Am späten Nachmittag fingen die Schrauber an zu arbeiten – und zwischendrin immer schön Pausen einlegen um auf dem Smartphone rumzudaddeln.

Alles in Allem sind die Werkstätten der USA bei uns durchgefallen. Spontanität hat keine Chance, alles nur auf Termin. Unbekanntes wird gar nicht angefasst sondern weitergeschickt nach dem Motto: Kenn ich nicht, mach ich nicht. Keine Zeit, keine Lust. Da lobe ich wieder einmal das Talent der pakistanischen Werkstätten auf unserer Indienreise. Da wurde Improvisiert was das Zeug hält und der gebrochene Zündverteiler notfalls provisorisch wieder zusammengeklebt. Und das spontan und immer mit einem lächeln im Gesicht.

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Wieder gut ausgerüstet konnten wir besten Gewissens noch einen Abstecher in die Mojave Wüste machen bevor wir zum Pazifik fahren. Wenn man an Wüste denkt, verbindet man das automatisch mit Hitze. Weit gefehlt. Mit dem Eingang zum Joshua-Tree-Nationalpark überschritten wir mal wieder die 1000-Meter-Marke und der Wind pfiff uns frisch um die Ohren.

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Der Teddybär-Kaktus

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Dieser Baum bzw. Yucca-Palmlilie gab dem Nationalpark seinen Namen

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Berühmt ist der Park jedoch vor allem wegen seinen Felsformationen. Für Kletterer ein wahres Paradies.

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Für Eltern mit bewegungssüchtigem Kleinkind eher weniger. Da ist es wieder, das Stachelproblem. Kaktusnadel mit Zange aus dem LKW-Reifen ziehen ist bis auf die Kraftanstrengung ein Kinderspiel, das ganze aus dem eigenen Kind eher weniger.  Hat man die Gefahr draussen in den Griff gebracht aber nicht genau aufgepasst, schmuggelt sich klammheimlich so ein Nadelbommel an den Schuhen in den Laster. Passt man dann nicht auf, Gnade Gott!

 

 Krabbeltierchen mit Stachel

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Schon seit Wochen erzählen wir unserer  Kleinen, dass Sie bald ihre „Freunde“ besuchen darf. Romy ist ein riesengrosser Micky Maus-Fan und bei unseren diversen Walmart-Besuchen wurde ihre Sammlung der Stofftiere um ein weiteres Mitglied der Mäuse- und Entenfamilie erweitert. Da wir es selber kaum noch erwarten konnten ihr Gesicht zu sehen wenn eine riesengrosse Mickymaus vor ihr steht, gaben wir Gas Richtung Disneyland. Wir nähern uns LA, also eigentlich waren es noch locker 100 Kilometer bis ins Zentrum, aber da die Stadt nicht wie andere amerikanische Megastädte in die Höhe sondern extrem in die Breite geraten ist, steckt man schon weit vorher im Stau. Dankbar nutzen wir den Carpool – die linke Spur auf dem Highway welche nur für Autos mit mehr als einer Person erlaubt ist – und erreichten so einigermassen flott den Campingplatz in Anaheim  nahe des Vergnügungsparks.

Ganz früh machten wir uns am nächsten Morgen auf die Socken. 9 Uhr öffnet der Park, wir waren pünktlich – und mit uns Schaaren von anderen Besuchern. Obwohl keine Ferien waren oder Wochenende und trotz 99 Dollar Eintritt pro Nase!

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Micky´s Zuhause ist in einem separaten Bereich des Parks, der erst um 10 Uhr öffnet. Ist wohl ein Langschläfer. So eine Stunde geht aber schnell vorbei. Einfach eine Runde Karusselfahren 5 Minuten, davor 30 Minuten Parkplatzsuchen für den Buggy und 30 Minuten anstehen.

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Eine kleine Stärkung:  was sonst – einen Micky Maus Keks

 

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Pünktlich um 10 öffneten Toontown´s Tore, und wir reihten uns bei Micky´s Haus in die Schlange. Eine ganze Stunde dauerte es, bis der Moment gekommen war – die Laune hat glücklicherweise gehalten, was bei einer 2,5 jährigen gar nicht so einfach ist. Die Tür wurde geöffnet und wie eine verrückte stürzte Romy hinein, fiel erstmal der Länge nach auf die Nase, und mit grossen Augen wurde sie ganz vorsichtig von der grossen schwarzen Maus händeschüttelnd begrüsst. Wir freuten uns ein Loch für Sie in den Bauch und Mama hatte Pippi in den Augen

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Bei Minnie Maus hatte Sie dann nach abermals ewiger Warterei nur noch ein Grumpy-Face übrig

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und als uns kurz darauf Goofy über den Weg lief, war alles zu spät.

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Für so einen kleinen Zwerg war das ganz schön viel Aufregung und Action und viel zu viel Warterei. Im Brunnen planschend brachten wir alles wieder ins Lot, spazierten durch das Kinderparadies, sahen eine der vielen Paraden vorbeiziehen, aßen überteuertes Eis und kehrten erst am späten Nachmittag mit einem glücklichen Kind zu unserem grünen Zuhause zurück.

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Nur 2 Stunden Fahrtzeit, bzw. 100 Meilen weiter südlich ein Vergnügungspark ganz anderer Art. Der berühmte Zoo in San Diego.

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In einem riesigen Dschungel wohnen dort die jeweiligen Bewohner in relativ originalgetreu nachempfundenen Bereichen. Am besten bekommt man einen Eindruck davon wenn man mit der Seilbahn darüber hinwegschwebt.

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Für die Faulen eine Rolltreppe um die verschiedenen Ebenen zu erreichen …

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… und die ganz faulen müssen sich überhaupt nicht mehr bewegen: Direkt am Eingang in den Bus setzen und durch die gesamte Anlage kutschieren lassen.

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Hauptattraktion für uns waren natürlich die Pandabären – wie für die meisten der Zoobesucher. Also mal wieder Schlange stehen. Am Gehege angekommen gab eine Dame per Mikrofon Anweisungen, doch nicht stehen zu bleiben sondern zügig weiterzulaufen. Blöd nur, wenn da gerade die Pandas gar nicht da sind weil geputzt wird. Wir verkrümelten uns in eine versteckte Ecke um nicht nochmal anzustehen und  warteten dort auf die Rückkehr der Pandas. Da wir schon mitten beim Regeln verstossen waren, liessen wir uns als alle da waren genug Zeit um ihnen beim Bambus-Frühstück zuzusehen.

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Romy´s Highlight war da ganz einfacher Natur: der Streichelzoo.

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Bevor wir die Vorbereitungen für den Grenzübertritt nach Mexiko in Angriff nahmen, ein letztes Mal Sightseeing in den USA: Der Flugzeugträger USS Midway am Harbour Drive. Neben dem Schiff an sich sind jede Menge Kampfflugzeuge und Hubschrauber ausgestellt. Viel Zeit muss mitgebracht werden um alles zu sehen, der Flugzeugträger ist so riesig dass man sich immer wieder vor Augen führen muss, das dies nicht nur eine grosse Halle eines Museums ist, sondern gleichzeitig das Deck eines Schiffes.

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Was uns aber viel mehr Spass gemacht hat war das Küssen vor der Unconditional Surrender Statue, dessen Kuss eines Matrosen und einer Krankenschwester an das Ende des zweiten Weltkriegs erinnern soll.

 

MAKE LOVE – NOT WAR!

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Nach dem Vergnügung kommt bekanntlich die Arbeit:

Zuallererst besorgten wir uns in einem kleinen Reisebüro am Rande San Diegos eine mexikanische Versicherung für unseren Frosch. Bekommt man zwar auch an der Grenze, aber man weiss ja nie wie lange da schon allein der Grenzübertritt inclusive Fahrzeug dauert. Gegen einen geringen Mitgliedsbeitrag bei Discover Baja erhielten wir schnell, unkompliziert und auch sehr günstig die Versicherung für ein Jahr. Auch sehr zu empfehlen  – und dort erhältlich –  ein Campingführer von Mike & Terri Church für ganz Mexiko, Belize und Guatemala.

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Bei Walmart besorgten wir noch einen „Alibi“-Geldbeutel, der mit abgelaufenen Kreditkarten und einem geringen Geldbetrag der jeweiligen Währung des Landes befüllt, eventuelle Räuber zufriedenstellen soll. Ebenso der Plan für eine Kamera. Da mussten wir keine kaufen, nach 6 Monaten hatte ich es endgültig geschafft meiner kleinen Schwarzen durch Wasser und Sand den Rest zu geben. Zu guter letzt noch einen „Wachhund“ besorgt und nun kann es losgehen!c

 

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