08.12. – 18.12.2015

Der Frosch war fest und vor allem horizontal auf dem Deck der Fähre verzurrt und verräumt, pünktlich um 16 Uhr verliessen wir den Hafen, zu den Tickets erhielten wir Essengutscheine für ein Abendessen – was will man mehr. 2 Stunden lang war alles paletti, dann begann die Überfahrt des Grauens. Mit unserem Frosch schipperten wir schon des öfteren über die Meere, das erste Mal jedoch ohne Kabine sondern mit Übernachtung in den eigenen 4 Wänden. Konnten uns alle somit vorneweg als seetauglich bezeichnen.

Die kleine Fähre hatte Höchstgeschwindigkeit erreicht und je weiter wir uns vom Land entfernten, desto mehr schaukelte sie sich auf – gerade als wir uns beim Kapitäns-Dinner auf unserem Luxusdampfer einfanden. Pünktlich zum servieren des Essens wurde mir schlecht. Der Versuch etwas herunterzubekommen geschweige denn erfolgreich nach meinem Glas zu greifen scheiterte und unter grösster Anstrengung nicht umzufallen schaffte ich es über unzählige Leitern vom Oberdeck herunterzuklettern und mich zum Frosch zu hangeln. Schnurstracks liess ich mich erleichtert ins Bett fallen, aber das das schaukeln war ja noch schlimmer geworden??? Durch des Frosches eigene Federung wurde das ganze Gewackel noch fleissig verstärkt. Ich wollte nur noch sterben. Frischluft soll ja helfen, wenn wir nicht direkt neben den Turbinen gestanden hätten, die ordentlich heisse Luft abgaben. Und zuguter letzt noch ein akustisches Drama: Unser Nachbar, ein LKW mit etwa 200 kleinen Ziegen! Die fanden das ganze auch unerträglich und blökten bis zur Ankunft ununterbrochen in herzzerreissender Lautstärke.

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Vollkommen fertig erreichten wir 15 Stunden später den Hafen von Mazatlán. Noch nie war ich so froh über festen Boden unter den Füssen. Wäre ich Papst, hätte ich ihn geküsst.

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Am Festland angekommen verliessen wir die sogleich die Küste, bzw. den gesamten Bundesstaat Sinaloa. Die organisierte Kriminalität ist hier zuhause. Jeder hat bestimmt schon vom bekannten Sinaloa-Kartell – Deren Boss Joaquín Guzmán alias „El Chapo“ nur wenige Tage später in Sinaloa festgenommen wurde – gehört, besonders aktiv im Drogen- und Menschenhandel. Zudem wurden wir bereits mehrfach von Einheimischen auf der Baja gewarnt, da erst kürzlich wieder ein grausiges Verbrechen an australischen Overlandern verübt wurde.

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Geplant war in dieser Ecke unsererseits eh nichts, die Strände sollten zwar phantastisch sein, jedoch waren wir die letzten Wochen eh genug an solchen faul herumgelegen. Eine ganze Weile führte uns der Highway an der Küste entlang, der gesäumt war von unzähligen Strassenhändlern, die ihre Camarones (Shrimps) zum Verkauf anboten. Kein Wunder, denn Mazatlán besitzt die weltweit grösste Krabbenflotte.

Kurz darauf führe uns die Straße ins mexikanische Hochland. Es wurde hügeliger, die ersten Berge tauchten auf und schon befanden wir uns auf über 1.000 Meter Höhe im Bundesstaat Jalisco.

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Am Strassenrand und auf den Hügeln wuchsen vereinzelt die ersten Agaven

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 und gingen  in riesige blaue Plantagen über

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Hinweise und Wegweiser weit und breit

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Wir waren auf dem richtigen Kurs: Tequila!

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Ein hübsches kleines Städtchen das zum spazieren und entdecken einlädt

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im Zentrum der grosse Plaza mit Kirche und einem Kiosko.

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aber letztendlich wollen hier doch alle das selbe:

Sich das Nationalgetränk hinter die Binde kippen …

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… während der Nachwuchs „geparkt“ wird.

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Vollgetankt fuhren wir weiter, verbrachten ein paar ruhige Tage bei den heissen Quellen von Guadalajara und am Lago de Camecuaro.

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Für eine Begegnung der besonderen Art mussten wir noch weiter an Höhe gewinnen. Wir erreichen das Städtchen Morelia und von hier aus folgen wir der Strasse über unzählige Serpentinen. Mal hoch, mal wieder runter.

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Es dämmerte bereits und bis zu unserem Tagesziel waren es noch einige Kilometer. Weiter und weiter krochen wir nach oben, keine Menschenseele, kein Ort weit und breit. Die Strasse führte durch dichte Wälder und nun war es komplett dunkel, dichter Nebel tat sich auf, das Navi verlor uns und so mussten wir auf gut Glück blind weiter bis zu dem kleinen unscheinbaren Ort Ocampo.

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Auf einem grossen Parkplatz verbrachten wir die Nacht, auf 3.000 Meter, bei Eiseskälte.

Warum das ganze? Wegen Schmetterlingen! Zwischen 600 Millionen und einer Milliarden Monarch-Schmetterlingen treten jährlich die Reise vom 4.000 km entfernten Osten Kanadas zu den westlichen Wäldern von Mexiko an, um dort dichtgedrängt auf wenigen Hektar Bergwald zu überwintern.

Bei der Kälte kommen die her zum überwintern? Mir wuchsen die Nacht Eiszapfen an der Nase und am frühen morgen waren die Pfützen gefroren – hier sollen Schmetterlinge sein? Sehr skeptisch machten wir uns auf den Weg. Ausgestattet mit Wanderstiefeln und gut gefülltem Rucksack stiegen wir den Berg hinauf.

Ganz oben auf diese Bergspitze müssen wir …

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Nirgends ein Schild ob wir auf dem Richtigen Weg sind, bis eine einsame Händlerin am Wegesrand auftauchte

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Dann, nach ewigem Fussmarsch waren wir endlich am Eingang …

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… und noch lange nicht da. Ich entschied für uns, ein Pferd zu nehmen, was sich als richtige Entscheidung rausstellte. Für Romy war es das erste Mal und ich hatte so meine Bedenken ob ihr das gefällt. Papa nahm sie zu sich auf den Schoss

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Dann ritten wir los und sie hatte ihre helle Freude daran. Ich weniger. Bin nicht so der Pferdefreund, von Reitkenntnissen ganz zu schweigen, und der Pfad durch den Wald glich einem gepflügtem Acker. Über Stock und Stein ritten wir den Steilen weg nach oben und ich betete vor mich hin, nicht runterzufallen und alles heil zu überstehen.

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Letztendlich waren wir oben, auf 3.500 Meter. Und keine Schmetterlinge. Da wusste ich nicht, dass es nochmals weiter nach oben ging. Wieder zu Fuss wanderten wir durch den Wald und alle paar Meter musste ich stehen bleiben weil ich einfach nicht mehr konnte. 8. Monat auf der Höhe ist kein Zuckerschlecken.

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Plötzlich zeigte unser Führer nach oben, und wir sahen: Nix! Nur Bäume mit jeder Menge Laub. Und Blätter die sanft mit dem Wind nach unten schwebten.

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Er zeigte wieder nach oben und erst da verstanden wir: Ganz oben zwischen den Baumwipfeln flatterten die Schmetterlinge umher, das waren gar keine fallenden Blätter. Und das Laub in den Bäumen: Das sind auch Schmetterlinge.

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Völlig geplättet starrten wir nach oben und genossen das Schauspiel. Und ich hatte noch Angst keinen zu sehen, stattdessen hingen sie traubenweise, millionenfach vor unserer Nase herum. Irre.

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Anfassen erlaubt, rumtragen auch. Jedoch mit der Auflage diesen am Ausgang wieder abzugeben

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Den Rückweg schafften wir ohne Pferd. Stufen über Stufen stiegen wir nach unten, so viele wie noch nie in meinem Leben. Bis die Beine zitterten. So schön wie es war, aber hochsteigen würde ich das ganze nicht!

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Zurück am Laster plagte Thorben und mich leichte Übelkeit und Kopfschmerzen. Wir verliessen Ocampo, Romy bekam noch 2 Schmetterlinge „to go“ und sahen auf der Rückfahrt die gesamte Strecke nun erstmals bei Tageslicht.

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Die Höhe verringerte sich und wir fühlten uns sogleich besser. Mit Kurs auf Mexiko City führte uns das Navi wild durch Bergdörfer und kleine Städtchen.

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Als wir wieder „normale“ Hochlandhöhe von ca. 2.300m erreichten, wurde von Landstrasse auf Highway gewechselt. So schnell wie wir vorankamen, umso leerer wurde unsere Geldbörse. Unzählige Male wurden wir an den Kassierhäuschen ausgenommen, ein ganz schön teuerer Spass wenn man Strecke machen möchte.

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Dafür übernachteten wir günstig bei Pemex, der einzigen Tankstellenkette von Mexiko. Hier gibt es immer saubere Toiletten, einen Supermarkt, bewaffnete Securitas Und das für 30 Pesos – umgerechnet 1,50 Euro in zentraler Lage 🙂

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80 Km nördlich von Mexiko City liegt Tula, die Hauptstadt der Tolteken, und unsere erste Ruinen-Stätte in Mexiko. Nicht weit von unserem Tankstellenübernachtungsplatz entfernt waren wir schon früh am Vormittag am Eingang. Und trotzdem knallte die Sonne schon unbarmherzig von oben herunter. Einen langen staubigen Weg muss man zurücklegen bevor man die berühmten Atlanten bestaunen kann, jede Menge verschiedene Kakteen säumten die Strecke und boten für reichlich Abwechslung.

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Die Pyramide des Morgensterns muss bestiegen werden

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für den perfekten Blick auf die berühmten Atlanten, umringt von Bergen und Vulkanen

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Die Coatepantli – Schlangenwand

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Es war für jeden was dabei; ich kletterte und streunte über das Gelände und Romy war fasziniert von einer riesigen Kolonie Ameisen am grossen Ballspielplatz der Tolteken.

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Die Maispyramiden am Strassenrand wiesen uns den Weg zur ehemaligen Stadt der Götter. Den Pyramiden in Teotihuacan – einem für mich bis heute unaussprechlichen und  nicht merkbaren Namen.

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Nur wenige Kilometer vom eigentlichen Zentrum der Millionenstadt Mexiko City entfernt verlassen wir den Highway. Sofort standen wir im Stau, der Verkehr war aggressiver als sonst …

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… und die Busse sind auf Abstand ausgerüstet.

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Gar nicht sicher, ob wir bereits im verbotenen Bereich der Stadt unterwegs sind, bahnen wir uns voran. In Mexico City darf man nur an ausgewählten Tagen mit bestimmten Kennzeichen-Endungen fahren. Für ausländische Fahrzeuge gilt Sonntags generelles Fahrverbot.

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Erleichtert erreichten wir den Campingplatz, eine kleine grüne Oase mitten im Zentrum des kleinen Örtchens Teotihoucian gelegen, und nur wenige Gehminuten von den Pyramiden entfernt. Die Besitzerin des Campingplatzes kam sogleich angestürmt um uns freudig zu begrüssen,  was sich aber als Verwechslung herausstellte. Ein anderer grüner Mercedes 911 war wohl schon mal da gewesen und hatte Eindruck hinterlassen 🙂

Gleich  darauf lernten wir eine kleine Reisegruppe aus Deutschland kennen mit denen wir uns schnell anfreundeten und Erfahrungen austauschten. Kalle, Gi, Uwe und Erika, unterwegs für ein Jahr um den nordamerikanischen Kontinent zu erkunden.

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Traveller aus allen Ländern verbrachten hier ein paar Tage, ob mit Auto oder Motorrad, aus allen Ländern der Welt, um die Panamericana zu fahren. Es parkten auch jede Menge Reisemobile, die Reisende in ihrer Reisepause für längere Zeit dort abgestellt haben um später irgendwann weiterzureisen.
Ein Fahrzeug viel uns besonders auf, ein kleiner Landrover von Chrigi & Kölbi, die beiden haben wir vor 5 Jahren auf unserer Indienreise in Agonda kennengelernt. Momentan auf Heimurlaub in der Schweiz trafen wir sie somit leider nicht an, aber es war trotzdem eine  Freude. Wie klein doch die Welt ist.

Gleich nach dem Frühstück am nächsten Tag stiegen wir in ein Taxi zu den Pyramiden. Noch vor der grossen Hitze und dem Touristenandrang. Am hintersten Eingang liessen wir uns absetzten – die Anlage ist mehrere Kilometer lang und die Highlights sind im hinteren Bereich – um die Anlage von hinten nach vorne durchzuarbeiten. Schliesslich bestand die Hauptarbeit aus klettern und die Energie dafür sollte nicht schon auf dem langen Fußmarsch verbraten werden.

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Angekommen stürmten wir gleich aufs Gelände und konnten mit dem Klettern beginnen. Über 100 kleine, unregelmässig angelegte, hohe, schwierig zu steigende Stufen führten uns zur 46 Meter hohen Mondpyramide hinauf.

Thorben nahm Romy fest ans Händchen

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Mutti kraxelte barfuss auf allen vieren hinauf

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Das war ganz schön anstrengend. Man muss schwindelfrei sein und darf keine Höhenangst haben. Volle Konzentration war gefragt. Durch die hohen Temperaturen und die dünne Höhenluft auf 2.300 Meter ermüdet man beim Aufstieg schnell. Auf der Plattform angekommen, wurden wir mit einem beeindruckenden Ausblick über die ganze Anlage und der Sonnenpyramide belohnt.

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Eine ganze Weile liessen wir uns die frische Luft um die Nase wehen und als es langsam warm wurde kletterten wir wieder herunter. Hier half uns ein Seil, um wieder unbeschadet festen Boden unter den Füssen zu erreichen.

Entlang der Strasse der Toten spazierten wir zur Sonnenpyramide

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Mit einer Höhe von gut 65 Metern ist sie die drittgrößte Pyramide der Welt und hat insgesamt 248 Stufen. Thorben schaffte es bis ganz nach oben, Romy und ich machten unterwegs halt auf einer der kleinen Grünflächen. Während Romy über die Wiese flitzen konnte, gab ich einer kleinen Schulklasse Englischnachhilfe und konnte im Gegenzug mein Spanisch verbessern.

Blick vom vom Gipfel der Sonnenpyramide auf die Mondpyramide

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Unsere Reiseroute durch Mexiko war bereits schwarz auf weiss geplant, aber wie ist das immer so mit Plänen? Manchmal kommt  es einfach anders. Zurück auf dem Campingplatz schwärmten unseren neue Bekannten von den Grutas de Tolantongo. Türkisfarbene, heisse Quellen zum Baden, eine Höhle mit unterirdischem Wasserfall. Ein Geheimtipp für alle Mexikoreisenden und in keinem Reiseführer zu finden. Es wurde hin- und herüberlegt, eigentlich wollte ich doch wenigstens eine der vielen schönen Kolonialstädte Mexikos besuchen.

Wir entschieden uns  letztendlich für die Grotten. Städte sind mit dem LKW sowieso nicht so gut zu besuchen, aber sehr einfach mit dem Flugzeug zu erreichen. Da dies definitiv nicht der letzte Mexikobesuch für uns sein sollte, machten wir uns auf den Umweg nach Nordosten. Nur ca. 180 Kilometer entfernt. Die ersten Kilometer über die Autobahn, dann  durch kleine enge Dörfer ins nirgendwo. Über Pisten und abenteuerliche Serpentinen. Hinein in die Schlucht, über 1.000 Meter hinab zwischen die Berge und Felsen.

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Zwischen den grauen Staubigen Felsen blitze plötzlich ein langer, schmaler Türkisen Streifen auf, der heisse Fluss! Fantastisch, schon auf den ersten, weit entfernten Blick waren wir fasziniert von diesem Wunder. Endlich unten angekommen kampierten wir direkt am Ufer und badeten in den sehr warmen Quellen. Lehnten uns an die Steine und genossen die Massage des herabfliessenden Wassers.

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Folgt man dem Fluss bzw. seinen Terrassen nach oben, gelangt man nach einem langen Spaziergang und vielen Stufen, gesäumt von Bananenstauden und Weihnachtssternen an die Quelle: Einen Wasserfall, der unterirdisch in eine Höhle und über die Felsen rauscht und sich von dort aus seinen langen Weg durch die Schlucht bahnt.

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Ein wunderbarer Abschluss für unseren Trip durchs Hochland von Mexiko, das uns nun in den Süden, den Dschungel führt.

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