21.08. – 01.09.2016

Nach 2 anstrengenden Fahrtagen erreichten wir endlich das Kaffeedreieck von Kolumbien. Nachdem Thorben noch kein einziger Kaffee in Kolumbien geschmeckt hat, machten wir uns auf die Suche nach dem, woran man neben Drogen, als erstes bei Kolumbien denkt.

DSC_0950

DSC_0941

Nahe Manizales verliessen wir die Hauptstrasse, fuhren mitten durch die Kaffeeplantagen und liessen uns auf einer der vielen Kaffeefarmen nieder.

DSC_0953

DSC_0957

Unser Hostel …

DSC_0980

…und der Obstgarten

DSC_0149

DSC_0117 (1)

DSC_0123

DSC_0124

DSC_0133

DSC_0151

Pünktlich um 9:30 Uhr am nächsten Morgen saßen wir, zusammen mit jeder Menge anderen Reisenden, in einer kleinen Outdoor-Küche und bekamen eine Stunde Theorieunterricht in der Geschichte des Kaffees.

DSC_0988

DSC_0985

DSC_0007

Mit dem Hinweis, dass jeder Teilnehmer Kaffee bis zum umfallen trinken kann, war die Maschine dementsprechend im Dauereinsatz.

DSC_0998

Anschliessend gingen wir zur Praxis über und marschierten durch die riesige Kaffeeplantage und durften pflücken was das Zeug hielt. Die Kaffeepflanzen werden größtenteils in extrem steilen Gelände angebaut und geerntet wird in Handarbeit. Ein Pflücker wird nach Kilo bezahlt, daß sind 500 Pesos, also umgerechnet 0,20 Euro.

DSC_0016

DSC_0011 (1)

DSC_0024

In der nahe gelegenen Fabrik wurde dann die Verarbeitung erklärt. Hier werden die Früchte gewaschen und die Bohnen von der Hülle getrennt. Anschließend wandern die zuckersüßen Bohnen ins Wasserbad und hier entscheidet sich, was Premium und was 2. Wahl ist: Die guten sinken nach unten. Dann werden sie getrocknet, von der Restschale befreit und Bohne Premium wird zum Hauptabnehmer Deutschland exportiert, wo sie vor Ort geröstet werden. So entstehen am Ende aus 5 Kilo Kaffeefrüchten 100 Gramm Kaffee und wir wissen wir nun, warum der Kaffee in Kolumbien so bescheiden schmeckt: Alles 2. Wahl.

DSC_0049

DSC_0059

DSC_0089

DSC_0101

DSC_0067

Wenn man schon im Kaffeedreieck unterwegs ist, dann führt kein Weg an Salento – dem ältesten Ort dieser Region – vorbei. In einem Backpacker Hostel am Ortsrand, bei angenehmen Temperaturen und einem fantastischen Ausblick in das Tal verbrachten wir ein paar erholsame Tage. Der Pfad ins Örtchen war breit und weitestgehend ohne viel Verkehr, die ausnahmsweise mal vorhandenen Gehwege ohne lästige Hürden. Also packten wir das erste Mal den Fahrradanhänger aus und schlenderten durch die farbenfrohen Gassen und mussten keine Kinder schleppen. Nur ab und zu den ganzen Anhänger, wenn uns Pfosten vor Brückenübergängen den Weg versperrten.

DSC_0197

DSC_0191

DSC_0194 

DSC_0203

DSC_0205

DSC_0222

DSC_0233

Keine 20 Kilometer weiter liegt das Valle de Cocora. Hier sieht man überall Wachspalmen, die mit bis zu 60 Metern zu den höchsten der Welt zählen und der Nationalbaum Kolumbiens sind. Bis hoch in den Nebelwald sieht man sie stehen und über eine gemütliche Wanderung liessen wir die Umgebung auf uns wirken.

DSC_0251

DSC_0254

DSC_0258

DSC_0275

 

Nachdem wir uns in den letzten Wochen viele Städte angeschaut haben, zieht es uns nun wieder in die Einsamkeit. Das heißt für uns erneut die Kordillere zu überqueren, diesmal aber von West nach Ost in den Süden. Kaum vorstellbar, wie sich die Landschaft änderteEs wurde stetig heisser und trockener und plötzlich waren wir umringt von meterhohen Kakteen in Kolumbiens Wüste – der Desierto te Tatacoa.
Eine 330 Quadratkilometer grosse Trockensavanne bestehend aus rot und grau gefärbtem Land, in das die Erosion bis zu 20 Meter tiefe Canyons geschaffen hat. Wir passieren winzige lange Tunnel und abenteuerlichen Brücken ohne Brüstung oder Gewichtsangaben, geniessen die Pistenfahrt, Landschaft und vor allem die plötzliche Einsamkeit – 
bis vor uns 2 Radfahrer mit deutschem Nummernschild auftauchen. Anja und Radko, ebenfalls auf der Panamericana unterwegs. Wir verabredeten uns auf ein Bier und fuhren schon mal vor.

DSC_0283

DSC_0296

DSC_0397

DSC_0294

DSC_0300

DSC_0315

DSC_0306

DSC_0390

Das Thermometer kratzte an der 40 Grad-Marke und der Pool mitten in der Wüste wartete schon auf uns.

DSC_0364

DSC_0354

Am Nachmittag zog zum Glück Wind auf und machte das Ganze erträglicher.

DSC_0372

Zusammen mit unseren Radfahrern verbrachten wir einen geselligen Abend, tauschten Reiseerlebnisse unter einem grandiosen Sternenhimmel aus, der zur Geisterstunde in den von den Bewohnern freudig erwarteten Regen überging.

Nach ein paar Tagen hatten wir aber wieder genug vom schwitzen und setzen unsere Reise fort in Richtung Westen nach San Augustin. Schon wieder ab auf die andere Seite der Cordillera, wieder von Ost nach West und mittlerweile schon das vierte Mal. Und tatsächlich, nur 50 Kilometer weiter haben wir bereits 15 Grad weniger. Wir schraubten uns in ständigem Wechsel bergauf und bergab durch eine atemberaubende Landschaft aus sattem Grün, dicht bewachsenen Bergen und Schluchten mit reissenden Flüssen im Quellgebiet der drei grössten Ströme Kolumbiens. Obwohl die FARC erst vor kurzem den Friedensvertrag mit der Regierung unterzeichnet hat und eigentlich nicht mehr mit Anschlägen des seit 50 Jähren währenden Bürgerkriegs zwischen den beiden Parteien gerechnet werden muss, war noch überall Militär präsent. Die Militärkontrollen waren immer überaus freundlich und wenn der jeweilige Daumen bei den Militaristen am Strassenrand hochgehalten wurde, wusste man, dass die Strecke bis zum nächsten Militärposten abgesichert ist.

Etwas ausserhalb des Ortes trafen wir durch Zufall unsere Freunde Manni und Daggi wieder, die uns auf der grossen Wiese des schönen Campgrounds freudig in Empfang nahmen. Gemeinsam besuchten wir die Stadt und verbrachten den gesamten Folgetag, um die zum UNESCO Weltkulturerbe gehörigen archäologische Fundstätten zu erkunden. Vor ungefähr 5.000 Jahren lebten in der Region zwei indigene Völker, die aus Lavastein und Basalt gehauene Statuen, sowie Grabanlagen und Erdwälle schufen und die heute zu den bedeutendsten und geheimnisvollsten des Kontinents gehören.

P1210433

DSC_0441

DSC_0456

P1210419

P1210418

P1210439

P1210497

P1210489

 

Die nächste Tagesetappe in Richtung Süden zog sich aufgrund des ständigen Auf–  und Abs extrem in die Länge, und Hinzu kamen Umleitungen wegen Erdrutschen und wahnsinnigen Autofahrern, die wirklich an jeder möglichen und unmöglichen Stelle überholten. Im letzten grossen Ort vor der Grenze machten wir einen Einkaufsstopp, da Ecuador, abgesehen vom Diesel, ein teueres Pflaster ist. Notgedrungen mussten wir mal wieder in der Dunkelheit fahren und erreichten völlig fertig das Hostel, wo bereits Manni und Daggi auf uns warteten. Aufgrund Umbauarbeiten war gerade noch so Platz für uns zwischen den Schuttbergen und Spinnennetzen. Für mich war noch lange kein Feierabend in Sicht, bis spät in die Nacht war ich noch beschäftigt, den Geburtstagskuchen für Thorben zu backen, den wir dann früh am nächsten Morgen in aller Eile verdrückten.

P1210573

P1210571

DSC_0006

Levi überreichte das Geschenk: Ein Fussballtrikot von Atlético Nacional, dem diesjährigem Gewinners des Copa Libertadores aus Me dellin, für das Geburtstagskind

DSC_0013

Der Grund für unseren überstürzten Aufbruch war neben Kuchen und Trikot eine ganz Geburtstagsfahrt: Trampolin de la muerte –  die Todesstrecke in Kolumbien! Zwischen 200-300 Toten im Jahr, also plumpst im Durchschnitt fast einer täglich runter. Unsere Route legten wir extra so, dass wir die Piste von Mocoa nach Pasto befahren konnten, welche eben diesen schönen Beinamen „Sprungbrett in den Tod“ trägt. Dies steht für eine enge Piste, steile Abhänge ohne Leitplanke und nebelverhangene Wälder.  Die Strecke ist landschaftlich wunderschön und darüber hinaus auch fahrtechnisch wieder mal ein bisschen herausfordernd. Wenn es neben einem steil den Abhang hinunter geht, betet man doch schon mal, dass man bloss nicht abrutschen werde.

DSC_0065

Hinzu kam, dass wir zwar noch circa 250 Liter Diesel an Bord hatten, jedoch an manchen steilen Passagen der Motor schon stotterte, da der komplette Treibstoff im hinteren Teil von unseren Tanks verschwand, die Ansaugung sich jedoch vorne befindet.

DSC_0032

P1210657

DSC_0083

Wir genossen die Tour in vollen Zügen –  immer ein Auge auf der Tankanzeige – , hinter jeder Kurve steckte eine neue Überraschung. Sei es denn ein Wasserfall der durchfahren werden musste, engste Kurven an denen genau an dieser Stelle natürlich ein LKW entgegenkam, weggerissene Leitplanken und auf dem Pass der beste Käsekuchen von ganz Kolumbien.

P1210586

DSC_0034

P1210622

P1210690

P1210674

P1210667

P1210626

P1210645

Einige Kilometer Impression von der Strecke

Und so benötigten wir mit vielen Fotostopps doch 8 Stunden für die 120 Kilometer lange Strecke bis zur Laguna de la Cocha auf 2.780 Metern. Dort regnet es bis auf drei Monate im Jahr praktisch immer, aber wir hatten Glück. Es war lediglich saukalt.

P1210710

Passend dazu kann man auf dem Spielplatz des Restaurants bei dem wir übernachteten auf Schlitten die Wiese herunterrutschen.

P1210693

P1210707

Das nahegelegene Örtchen El Puerto erinnert ein bisschen an Holland Mit seinen Blumengirlanden, bunt bemalten Schnitzereien, Holzbrücken und Wasserkanälen.

DSC_0145 (1)

DSC_0146

DSC_0147

DSC_0150

DSC_0160

DSC_0166

Bevor wir Kolumbien nun endgültig Adiós sagten, unternahmen wir noch einen Abstecher in den Wallfahrtsort Las Lajas, dem Ort der wunderbaren Begegnungen. Da wir direkt vor der Seilbahn parkten, konnten wir am nächsten morgen direkt los starten, bevor wir gegen Mittag nach Ecuador einreisen wollten. Es stellte sich als weise Entscheidung heraus, denn die Seilbahn verdient das Prädikat „langsamste Seilbahn der Welt“. Mit 3 Km/h Schritttempo schlichen wir in den Canyon hinein und konnten somit ausgiebigst die Umgebung bestaunen.

DSC_0215

P1210757

P1210758

P1210742

Nach einer gefühlten Ewigkeit standen wir mitten im Canyon und vor uns die Kirche im neugotischen Stil. Ein imposantes Gebilde gestützt auf Pfeiler einer Steinbrücke, die in 45 Meter Höhe den wild rauschenden Fluss überspannt. Erbaut wurde sie, nachdem 1754 einem taubstummen Mädchen die Jungfrau Maria begegnet ist und darauf hin wieder sprechen konnte. Nebst diesem Wunder soll es noch viele weitere gegeben haben, wenn man den Tafeln glaubt, die einem auf dem Weg hinunter zur Kirche begleiten. Jedes Jahr, besonders in der ersten Septemberhälfte, pilgern Scharen von Menschen aus ganz Kolumbien und Ecuador hierher um Heilung zu erbitten.

DSC_0203 (1)

DSC_0280

DSC_0245

P1210794

DSC_0219

Heiliges Flusswasser zum Mitnehmen

DSC_0278 (1)

DSC_0289 (1)

Mit soviel Gottes Segen auf dem Weg, rollten wir nach fast 2 Monaten in Kolumbien auf die Grenze Ecuadors zu – und waren nicht die Einzigen. Es erwartete uns eine lange Schlange von LKWs und PKWs und das übliche Gewusel von Händlern und Geldwechslern.

P1210838

P1210862

DSC_0326

Dafür gab es an der Migration den Kinderbonus –  wir durften uns an den Wartenden vorbeimogeln und waren nach nicht einmal 5 Minuten freundlich und hochprofessionell durch mit der Passkontrolle.

P1210849

Von keinem anderen Land zuvor haben wir bisher soviel Positives gehört wie von Kolumbien und dem möchten wir uns auf jeden Fall anschliessen. Die Menschen sind aufgeschlossen, herzlich und hilfsbereit, dass man sich hier auf Anhieb wohl fühlt.  Auch wegen der Sicherheitslage hatten wir nie irgendwelche Bedenken und konnten alle Strecken fahren, die wir wollten. 

Für uns war Kolumbien ein absolutes Highlight unserer bisherigen Reise und es wird bestimmt nicht beim letzten Besuch bleiben – spätestens wenn Baby Levi im heiratsfähigen Alter ist. Die Kolumbianerinnen von 5 – 85 Jahren schmolzen nur so dahin und eine davon wartet nur noch darauf, unsere Schwiegertochter zu werden 🙂

 

 

 

 

 

 

2 Comments

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.