18.10. – 11.11.2016

Zwischen Nasca und Cusco liegen 660 Kilometer, 3.000 Höhenmeter und ein mächtiger Pass mit einem endlosem Hochplateau von über 4.000 Metern. Nach mehreren Wochen auf Meeresniveau war unsere Höhenaklimation hinüber und das machte die Strecke zu einer Herausforderung. Ab 2.500 Höhenmetern sollte die Differenz zum letzten Übernachtungsstopp nicht mehr als 300 Meter betragen –  wenn man nicht die unangenehme Bekanntschaft mit der Höhenkrankheit machen möchte. Nach einem Serpentinenmarathon durch die Pampa verwandelte sich die schroffe, karge Berglandschaft in eine Weite aus Andengras. Den allmorgendlichen dichten Küstennebel hatten wir hinter uns gelassen; stattdessen strahlte bereits am frühen morgen die Sonne glasklar vom Himmel und weisse Schäfchenwölkchen bescherten uns ein phantastisches Panorama.

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die scheuen Vicunas sowie riesigen Herden von Lamas und Alpakas wanderten in Scharen durch die honiggelbe Landschaft

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eine Lagune reihte sich an die nächste

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Um den nächstmöglichen Übernachtungsplatz auf 3.200 Metern zu erreichen blieb leider keine Zeit und konnten es nur im vorbeifahren geniessen. In einem kleinen kargen Trucker-Restaurant auf dem Pass gerieten wir kurzzeitig an unsere Grenzen um die Bestellung aufzugeben. Von Spanisch keine Spur mehr, hier wird Quechua gesprochen. Letztendlich landete dann doch ein frischer Fisch aus der nahegelegenen Lagnune auf unseren Tellern. In der Auslage wurden massenweise aufputschende Mittelchen für die – ebenfalls immer in Eile gewesenen – LKW-Fahrer angeboten, und was das zur Folge hat, zeigte sich wenig später, als vor uns ein umgefallener LKW auftauchte der die Kurve nicht mehr bekommen hatte.

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Die Höhe und die vielen Auf- und Abs waren auch für den Frosch ein Kraftakt und die Leistung liess um einiges nach. Erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir den Stellplatz, und früh am nächsten Morgen ging es wieder los auf die Strasse. Den ganzen Tag lang. Die Nerven lagen so ziemlich bei jedem blank. Gegen Abend schafften wir es dann tatsächlich noch in Cusco anzukommen und auf dem hoch über der Stadt liegenden Campground wurden wir schon freudig empfangen. Der grosse Platz ist eine Sammelstelle in Peru für Overlander, und unsere Dresdner Freunde Ulli, Ralf und Karl sowie jede Menge anderer Reisende aus allen Teilen der Welt sassen bereits am Lagerfeuer und uns wurde die gegrillte Lende samt diversen Salaten direkt nach dem einparken serviert.

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Es waren sehr viele Kinder anwesend und Romy durfte nach den letzten anstrengenden Fahrtagen endlich wieder auf einer richtigen grossen Wiese toben.

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Zwischendrin spazierten jede Menge Hunde und eine Schar Hühner. Baby Levi erkundete alles krabbelnd und wir hatten die Rechnung leider ohne den Hahn gemacht. Nur eine Sekunde nicht aufgepasst und er hackte mehrmals auf ihn ein. Zum Glück ist nichts schlimmeres passiert, und nachdem der Störenfried noch andere angegriffen hatte, landete er pünktlich zu meinem 38. Geburtstag im Kochtopf. Waren das ausschlafen bis 7.45 Uhr, der Geburtstagspancake samt Kerze, das Ständchen der holländischen Nachbarn, das gegrillte Alpaka und die anschliessende Inka-Massage schon grandios – der tote Hahn war mein schönstes Geschenk.

Um die hübsche historische Altstadt von Cusco zu erkunden, ging es 300 Höhenmeter bergab. Durch schmale Gassen und unzählige Treppen bis zum grossen Plaza de Armas.

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Stolz wird die Regenbogenfahne gezeigt – sie präsentiert Inka-Gebiet

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Es tummelten sich Unmengen von Touristen, Souvenirgeschäfte, Restaurants und Reisebüros reihten sich an das nächste. Zwischendrin hielten uns Frauen und Kinder in Tracht kleine Lamas unter die Nase um fotografiert zu werden. Nur gegen Geld natürlich. Wir mussten Acht geben, nicht unter die Räder zu geraten beim Überqueren der Strasse, oder von riesigen Reisegruppen überrannt zu werden die die Sehenswürdigkeiten im Höllentempo abklapperten. Lässt man sich davon nicht abschrecken, kann man die schöne Innenstadt um die Hauptplaza durch ausgedehnte Spaziergänge erkunden und in kleinen Hinterhöfen entspannt und günstig Essen. Überall sieht man Überbleibsel der Inkas – Mauern, die mit riesigen Steinquadern ohne Mörtel passgenau und erdbeebensicher aufeinandergeschichtet wurden.

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Am ehemaligen Palast Inca Roca zeigt sich das schönste Beispiel dieser Kunst – ein Paradestein mit 12 Ecken.

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Wir genossen einige Tage das turbulente Stadtleben im Wechsel mit der Ruhe auf unserem schönen Campingplatz und den netten Abenden mit den anderen Reisenden. Gleich neben unserem Campingplatz  oberhalb der Stadt, ist die 2,5 Hektar große Festungsanlage Saqsaywaman  (Sprich: Sexy Woman), deren Bau rund 70 Jahre dauerte. Die gewaltige Anlage mit ihren drei 600 Meter langen Zick-Zack Mauern diente als Bollwerk um den Zugang zur Stadt zu schützen. Es ist bis heute rätselhaft, wie die riesigen, bis zu 40 Tonnen schweren Quader, transportiert wurden. Wir sparten uns den horrenden Eintritt von umgerechnet 20 Euro pro Nase und spazierten einmal um die Anlage herum, deren gigantische Mauern bequem von der Strasse zu bestaunen sind.

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Unser kleiner Maya zog alle Aufmerksamkeit auf sich und wurde fotografiert was das Zeug hält. Niemanden interessierten da noch die kleinen süssen Lamababys.

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Auf dem höchsten Hügel angekommen, zu Füssen einer riesen weissen Christusstatue genossen wir zum Abschluss einen grandiosen Blick auf die Stadt Cusco.

Schliesslich zog es uns dann doch weiter und zusammen mit unseren Dresdner Freunden machen wir uns auf in das Valle Sagrado. Etwa 15 Kilometer nordöstlich von Cusco, ganze 800 Meter tiefer, bei einem angenehmen Klima, liegt dieses traumhafte Tal, das durchzogen ist vom Rio Urumbamba und zahlreichen Sehenswürdigkeiten. In Pisaq war gerade der grosse Sonntagsmarkt und wir schlenderten vorbei an unterschiedlichsten Waren für Einheimische und Touristen – im Auge immer die mitten durch die schmalen Gassen führenden Abwasserkanäle

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leckeres frisches Obst und Gemüse

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Frischfleisch

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besondere Souvenirs

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herrliche bunte Stoffe und jede Menge Decken und Kleidung aus feinster Alpakawolle

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die schönsten Farbtupfer boten die bunten Kleider der Peruaner

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Soviel Trubel machte Hungrig, und in einem kleinen Hinterhof liess es sich herrlich entspannen bei frischen Brot aus einem alten Holzofen.

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Hoch oben an den Berghang geklebt fanden wir einen herrlichen Stellplatz mit Aussicht auf das Tal, entdeckten einen kleinen Tempel und in der heimeligen Lehmhütte genossen wir Abends selbstgemachte Königsberger Klopsematsche. Auf 3.000 Meter Höhe wurde das Kochen öfter mal zur Herausforderung und lässt den Koch verzweifeln. Das Wasser kocht bereits bei 80 Grad – hört sich praktisch an, äussert sich jedoch darin dass Kartoffeln selbst in kleinsten Stücken eine Stunde brauchen um halbwegs weich zu werden, und das Ei nicht stockt. Pfannkuchen zerfallen und besagte Klopse wollten nicht in Form bleiben. Der Vorteil bei Strommangel ist dann wieder, dass man das Ergebnis bei Kerzenschein nicht sieht.

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Unweit entfernt liegen die gleichnamigen Ruinen von Pisaq, die von der Lage und Architektur auch einige Ähnlichkeiten mit seinem berühmten grossen Bruder Macchu Picchu aufweisen. Hoch oben über dem Dorf thront die alte Inkafestung, umgeben von tiefen Schluchten. Zu dessen Füssen breiten sich terrassenförmig angelegte Felder an der Süd und Ostflanke aus, die über viele Stufen des Berges bis weit in das Tal hinein reichen und durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem fruchtbar gemacht wurden. Mais, Kartoffeln, Quinoa, Amarant, Kürbis, Tomaten, Erdnüsse und Paprika wurden damals angebaut.  Die Terrassen enthalten außerdem ein fantastisches Geheimnis: Vom richtigen Winkel gesehen bilden sie die Form eines Kondors mit ausgebreiteten Flügeln. Jener gigantische Vogel galt bei den Inka als Bote der Sonne und geleitete die Toten in die Unterwelt.

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Bereits früh am Morgen angekommen, spazierten wir durch das gut erhaltene zeremonielle Zentrum der Tempel, durchzogen von Wasserkanälen und feinen Steimetzarbeiten. Vorbei an alten Häusern, Palästen und Tempeln ohne auch nur einer Menschenseele zu begegnen. Wir krabbelten durch schmale Höhlengänge, bestiegen die Anlage schnaufend bis zu den obersten Berghängen zu den alten Gräbern der Inkas – hunderte schmale kleine Löcher in dem Gestein.

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Das Timing stellte sich als optimal heraus: Als unser Rundgang abgeschlossen war kamen die ersten Busladungen mit Touristen aus Cusco an und mit ihnen dicke schwarze Wolken. Überschattet wurde die geplante Weiterfahrt ins Heilige Tal durch eine Panne und wir mussten vorerst zurück nach Cusco.

Wir hatten schon seit einigen Kilometern immer wieder ein lautes, klackerndes Geräusch wahrgenommen.  Nachdem die Radlager überprüft waren, fiel uns nur durch Zufall die Verfärbte Felge am Hinterrad auf. Alle 8 Bolzen waren sauber ausgeschlagen.

Nachdem Thorben die Bolzen nach dem 2. Bestellen bei Mercedes erhielt – das erste Mal wurde es einfach vergessen – und beim Frosch wieder alle Schrauben fest waren, verliessen wir nach 1 Woche Cusco erneut in Richtung Heiliges Tal der Inkas.

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Tagtäglich hörten wir die Züge gen Macchu Picchu mit einem kräftigen „Pfeifen“ abfahren und nun sollte ich endlich auch drin sitzen. Um zu dem Highlight Peru´s oder vielleicht sogar ganz Südamerikas zu gelangen – so bezeichnen es zumindest unzählige Reiseführer – war gar nicht so einfach. Nimmt man den Zug von Cusco, ist man mindestens 2 Tage unterwegs und muss jede Menge Geld für die Fahrt hinblättern. Fährt man nach Santa Teresa, ist man insgesamt 4 Tage unterwegs und kann, um sich die 20 Euro für die Einfache Fahrt zu sparen 6 Stunden insgesamt an den Gleisen entlanglaufen. Ich entschied mich, das ganze von Ollatayambo aus anzugehen. Nach einer nervenaufreibenden Tourtur, Eintritts- und vor allem das passende Zugticket zu erhaschen konnte es losgehen. 70 Frosch-Kilometer lagen vor uns, und eine herrliche Strecke durch kleine verschlafene Dörfer ganz aus Adobe erbaut, riesige Felder die in den unterschiedlichsten Rot Gelb und Brauntönen, umgeben von schnebedeckten Riesen.

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überall lagern die handgemachten Ziegel und warten darauf ein neues Haus zu werden

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dann nur noch Matratzen rein

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Stier und Kuh auf´s Dach zum Schutz vor bösen Geistern

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Und die amtierende Partei um einen Anstrich bitten.

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Ollatayambo ist das letzte Dorf im Heiligen Tal, welches per Fahrzeug erreicht werden kann. Überragt von einer wuchtigen Inkafestung. Der ganze Ort ist auf die vielen Touristen eingestellt, die in sauerstoffgesättigten Bussen aus Cusco ankommen.

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Alpaka in 1001 Variationen

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Früh um 5 45 Uhr klingelte mein Wecker und ich machte mich auf den Weg zur nahegelegenen Bahnstation. Auf die Minute pünklich setzte er sich in Bewegung und 90 Minuten schaukelte ich weiter in das heilige Tal hinein. Vorbei an schneebedeckten Bergen, einem reissenden Fluss und über mir immer höher und dichter werdende Felsen, an denen immer wieder Zeugnisse der Inkazeit aufgefädelt wie an einer Perlenschnur aneinanderreihten.

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Jahrhunderte alte Terrassen, Mauern und kleine Festungen. Als die Landschaft sich in tropische Vegetation änderte erreichten wir Aquas Caliente, die Endstation. Ein kleines Nest, eingequetscht in die Schlucht, vollgepackt mit Restaurants und Souvenirshops, um die tagtäglich 2.500 Touristen, in der Hauptsaison sogar bis zu 5.000 abzufertigen. Da es in die breite nicht mehr bebaubar ist, ragten hässliche Hochhäuser empor. Nach so viel Natur und Einsamkeit ein unerwartetes …

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Es war mittlerweile 8 Uhr und ich eilte zur nächsten Station – dem Bus. Um nicht 1,5 Stunden laufen zu müssen, gönnte ich mir die Fahrt, und war nicht alleine. Eine riesige Schlange erwartete mich vor dem Tickethäuschen, und eine noch längere am Strassenrand neben den Bussen.

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Über eine steile, enge Serpentinenstrasse fuhren wir ganze 1.000 Höhenmeter hinauf und ich bereute meine Entscheidung keinesfalls. Unzählige Treppenstufen gab es noch zu überwinden und auf dem Aussichtspunkt wo man alles überblicken kann breiteten sich dann endlich die Ruinen von Machu Picchu vor mir aus. Das 7. Weltwunder der Neuzeit, welches erst 1911 wiederentdeckt wurde.  Das Wetter war phantastisch – ein stahlblauer Himmel – und es bot sich eine herrliche Aussicht auf die rund  200 Gebäude, Ackerbauterrassen und die umliegenden Berge, während zu meinen Füssen die Lamas grasten.

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Die holperigen Wege und engen Gassen sind mit Vorsicht zu betreten – und immer schön den vorgegebenen Pfaden folgen – es gibt vorgegebene Routen. Einmal falsch abgebogen und es gibt kein Zurück mehr sondern man folgt dem Weg bis zum Ausgang und muss alles erneut ablaufen.

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Gegen Mittag wurde es so richtig voll, und die geheimnissvolle, mystische Atmospähre verwandelte sich in einen nervigen Spiessrutenlauf. Die aufkommenden dunklen Wolken nahm ich als Zeichen des Aufbruchs und verabschiedete mich. Auf der Rückfahrt gab es genügend Zeit das erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen: Der Zug hatte eine Panne, blieb einige Zeit liegen, und musste nach erfolgreicher Instandsetzung erstmal einige Kilometer rückwärts fahren um den entgegenkommenden Zug vorbei zu lassen. Trotz der horrenden Kosten (1oo Euro Zugfahrt, 30 Euro Eintritt, 20 Euro Busfahrt) und des gewaltigen Besucherandranges war ich froh, Macchu Picchu besucht zu haben. Es ist das schönste und rätselhäfteste Zeugnis der Inkazeit und es hat mir sehr gut gefallen.

Über eine staubige, steile Schotterstrasse unweit von Urubamba  fanden wir die gut versteckte höchstgelegene Salzfarm der Welt: Die Salinen von Maras. Wie an die Steilhänge geklebt befinden sich etwa 3.000 Salzpfannen, die seit der Inkazeit für die Gewinnung des Gewürzes verwendet werden. Eingebettet in das dunkle Braun der Berge leuchteten die grellen weissen bis  zu hellem braunen Becken bereits von weitem hervor und nur wenig später eröffnete sich eine gigantische Aussicht auf die Salzpfannen und das Tal.

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Nur langsam gewöhnten sich unsere Augen an den grellen Kontrast und nach einer Rutschpartie durch den Matsch angekommen balancierten wir über die kleinen schmalen Kanten der Becken und konnten dann das ganze aus der Nähe betrachten.

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Eine heisse Quelle verteilt einen kleinem Strom von stark salzhaltigem Wasser und etwa einen Monat später hat die Sonne dafür gesorgt, dass sich  in den Becken eine Salzkruste von etwa 250 Kilogramm gebildet hat. Wie seit der Inkazeit werden die Salzschollenmühsam losgehackt und die Männer tragen die Säcke weg. Früher war das Salz das weisse Gold der Inkas, heute ist das hochwertige Andensalz weltweit beliebt. dsc_0667

Auch hier wurde es nach und nach richtig voll und wir liessen die restlichen Sehenswürdigkeiten für diesen Tag und für das heilige Tal ausfallen. Nachdem wir uns dann doch fast 3 Wochen in der Gegend um Cusco aufgehalten hatten, machten wir uns auf den Weg in Richtung Bolivien. Die Regenzeit war angebrochen und jeden Nachmittag zogen dicke schwarze Wolken auf, die sich bis tief in die Nacht ausregneten um am nächsten Morgen wieder einen blauen Himmel zu präsentieren. Recht bald verliessen wir die Hauptstrasse und bogen ab in das Hinterland abseits der touristischen Pfade, was sich als Glückstreffer herausstellte.

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Inmitten einer schroffen Schlucht, durch die der Rio Apurimac führt, stiessen wir auf die Hängebrücke Qu`eswachaka. Sie ist 28 Meter lang, knapp einen Meter breit, vollständig aus geflochtenem Gras und die letzte Hängebrücke der Inka. Jedes Jahr im Juni wird sie neu errichtet und besteht in dieser Form schon seit 500 Jahren. Zur Errichtung kommen jährlich etwa 700 Menschen der Umgebung zusammen, wobei die Frauen für das flechten der Seile aus Ichu Gras zuständig sind, und die Männer für das verknüpfen der Seile zur Brücke. Da nach der Fertigstellung ein Priester das ganze Weiht, vertrauten wir der Konstruktion. Thorben machte den wackeligen Kontrollgang in Schräglage und hatte mit den vielen Löchern zu kämpfen. Kindertauglich ist sie auf keinen Fall und Romy war das ganze nicht geheuer. Ich lief das ganze gleich zwei Mal ab und kurz vor dem eintreffenden Hagelschauer war ich wieder wohlbehalten auf der sicheren Seite.

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Den richtigen Nervenkitzel gab es unerwarteterweise am nächsten Tag. Durch den heftigen Regen war die Piste aufgeweicht und Thorben hatte schwer zu tun, um nicht steckenzubleiben, den Laster im Graben zu versenken oder den Berg runterzukippen. Ich starb tausend Tode während wir von Kurve zu Kurve, bergauf und bergab schlitterten. Um Haaresbreite wäre es soweit gewesen, als wir eine 90 Grad Kehre nehmen mussten welche gerade so breit war wie unser Laster. Da die Piste Steil bergab ging, rutschten wir schon schräg darauf zu. Zu guter letzt, waren links und rechts noch tiefe Abwasserkanäle ausgegraben. Nur mit allen Sperren die der Frosch hergab und mit einigen Vollgasstößen rutschte dieser gerade so an der Kante entlang. Wir waren heilfroh diese Stelle passiert zu haben, da es diesmal bestimmt länger gedauert hätte den Koloß zu bergen als es damals in Alaska der Fall war.

Auf der Sonnenseite des Berges angekommen war alles wieder trocken und wir hatten ordentlich Grip. War Peru anfangs noch ein hässliches Entlein, entfaltete es sich hier auf 4.000 Metern zu einem schönen Schwan. Kleine Siedlungen klebten an den Berghängen zwischen dem gold leuchtendem Andengras, Lamaherden die neugierig die Ohren nach oben klappten als wir vorbeifuhren, einsame Bauern, Hirten, Kinder in ihren Schuluniformen unterwegs auf ihrem langen Weg lachten uns zu. die uns freundlich winkten. Sei es beim Mittagessen oder am Strassenrand, gespannt wurden wir mit Fragen überhäuft und es gab herzliche Umarmungen zur Begrüssung und zum Abschied.

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Am Ayaviri-Canyon, der mit seinen schroffen roten Felsen aus der gelbgoldenen Steppenlandschaft herausragte, verbrachten wir die Nacht. Die Höhe machte sich bemerkbar, wir froren gewaltig.

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Auf einem weit entfernten Hügel oberhalb der roten Felsenlandschaft entdeckten wir eine einsame Puya Raimondii, fuhren bis an den Fuss des Canyons heran und kletterten über steile Felsen und durch das pieksende Andengras 300 Meter hinauf bis auf die Spitze. Die seltene Riesenbromelie ist das Wahrzeichen Peru´s, wächst nur in Höhen von 3.500 bis 4.500 Metern, bildet den längsten Blütenstand der Welt und hat es bis ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft: Bis zu 12 Metern Gesamtwuchshöhe.

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wären wir nur einen Kilometer weiter gefahren, hätten wir uns den 2 stündigen Klettermarathon sparen können – in einer Talsenke standen hunderte von ihnen bis an die Strasse heran:

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Eine weitere Besonderheit: die Puya Raimondii blüht nur alle 100 Jahre für etwa 9 Monate und stirbt dann langsam ab –  und wir waren pünktlich!

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Nach dem 3–tägigen Umweg durch das baumlose Hochlandbecken des Altiplano erreichten wir ziemlich durchgerüttelt und der Frosch mit einer dicken roten Staubschicht überzogen unser letztes Highlight von Peru. Altbekannte Müllberge am Strassenrand begleiteten uns bis in das schmucklose Städtchen Puno.

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Den Frosch parkten wir in einem überwachten Innenhof, da schon etliche Overland-Fahrzeuge ausgeräumt wurden und bestiegen am Hafen ein kleines Motorboot und fuhren hinaus auf den berühmten Titicatasee. Er gilt mit seinen 3.800 Metern Höhe als der höchstgelegene, schiffbare See der Welt. Wir tauchten hinein in hohes Schilfrohr und erreichten nach einer 30–minütigen Fahrt stiegen wir aus: auf den schwimmenden Schilfinseln der Uro.

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Die Inseln werden aus dem überall wachsenden Schilfrohr gebündelt und auf Torf verschnürt. Haben sie sich nach 6 Monaten mit Wasser vollgesogen drohen zu sinken, müssen sie ausgewechselt werden. Früher dienten die Inseln den Bewohnern als Zufluchtstätte vor den übermächtigen Gegnern aus dem Norden. DIe Uros ernährten sich von Fischen und Vögeln und entwickelten auf ihren künstlichen Inseln eine autarke Lebensweise. Auch heute sind sie immer noch bewohnt und die Familien leben in einfachen Hütten vom Fischfang und natürlich vom Tourismus. uns wurde die Tradition des Schilfbaus erklärt und anschliessend konnten wir die Hütten besichten.  Festes Schuhwerk ist erforderlich, das Geflecht gibt stellenweise extrem nach und nur mit Gottvertrauen lässt es sich entspannt spazieren. Zwischendrin kletterten Katzen, Hühner und Hunde umher und die frisch gewaschene Wäsche flatterte im Wind, während das Supermarktboot vorbeikam und die Bewohner mit alltäglichem wie Windeln versorgte.

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Mit einem kleinen Schilfboot fuhren wir zur Hauptinsel, auf der es neben Souvenirständen auch Restaurants gab und wir uns den feinen Fisch schmecken liessen. Immer wieder liefen Einheimische vorbei, die in Scharen kreischend stehen blieben als sie Romy und Levi erblickten. Das ganze artete soweit aus, dass Romy sich einen Spass daraus machte und fangen spielte. Sie rannte weg und die Horden kreischend hinterher. Levi genoss die Aufmerksamkeit und selbst unzählige Küsse von der Grossmutter oder der kleinen Enkeltochter störten ihn keineswegs.

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Während tagsüber die Sonne gnadenlos vom Himmel brannte, mussten wir am späten Nachmittag die dicken Winterjacken auspacken um gemeinsam am Sandstrand zu spielen.

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Rings herum reihten sich Felder um Felder aneinander, die in mühevoller Handarbeit bewirtschaftet werden.

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Die harte Arbeit und das rauhe Klima spiegelt sich in den Gesichtern der Menschen wieder. Die Haut dunkelgebräunt und von tiefen Falten gezeichnet, die Backen dick vom Coca, und trotzdem ein fröhliches Lächeln überragt von den regionstypischen bunten Hüten. Bei einem Spaziergang an der wahrscheinlich schönsten Ecke des 8.288 Quadratkilometer grossen tiefblauen Andenmeeres begegneten uns immer wieder Menschen, die uns herzlich und händeschüttelnd begrüssten.

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Viele Kilometer fuhren wir direkt am riesigen Titicacasee entlang bis wir die Grenze zu Bolivien erreichten.

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Hier war nichts los und die Ausreise für uns und das Fahrzeug war nach wenigen Minuten erledigt. Es blieb kaum Zeit sich Gedanklich von Peru zu verabschieden –  der Titicacasee blieb uns weiterhin erhalten –  diesen teilen sich Peru und Bolivien!

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Hat uns Peru die ersten Wochen noch schockiert, überraschte es uns auf den letzten Kilometern immer mehr mit seiner unglaublichen Schönheit. Dieses Land ist riesengross und es gibt so viel zu entdecken. Es lohnt sich vor allem sehr, abseits der sehr ausgetretenen touristischen Pfade zu reisen. Wir waren insgesamt 7 Wochen von Nord nach Süd unterwegs und wäre die Regenzeit uns nicht immer dicht im Nacken gewesen, hätten wir uns hier verlieren können. Die Landschaft, die freundlichen Menschen, das herrliche Essen wie Ceviche und Chicha, von Küste über Wüste, schroffer Bergwelt, Kultur satt. Peru lässt das Reiseherz höher schlagen. Hasta Luego Peru!

 

 

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