30.09.-11.10.2015
„It never rains in California“…
…ja von wegen!
Aber zum Glück gibt es ja immer wieder Indoor-Spielplätze damit Romy Auslauf bekommt
Auch in Nevada schüttete es aus Eimern, aber hier hockt man entweder am Spielautomaten oder im Knast – da kann einem das Wetter herzlich egal sein.
Reno, little Vegas, ist eine einzige Ansammlung von Casinos und Hotels und selbst an jeder Tankstelle entlang des Highways kann man sein Geld verpulvern oder vermehren. Zwischen den kleinen Örtchen ist einfach nichts und wohl der beste Platz für ein Gefängnis. Auf etwa 300 Kilometern der Interstate haben wir 4 Stück gezählt.
Wenn es in Nevada nicht dann regnet staubt es gewaltig und man wünscht sich manchmal doch wieder eine Dusche von oben
Vorbei am letzten, nordöstlichsten Kaff von Nevada mit dem Namen Jackpot – wieder ein Mekka für Glücksspieljunkies – erreichten wir Idaho mit seinen berühmten Kartoffeln 😉
Bald werden wir von schwarzem Lavagestein begrüsst
Willkommen auf dem Mond, willkommen im „Craters of the Moon“ National Monument. Eine Loop Road führt in die erstarrten Lavaströme und wo es einem beliebt, bleibt man stehen und geht auf Erkundungstour.
Wir stiegen auf einen riesigen schwarzen Lavaberg und hatten eine grandiose Ausblick auf die Landschaft.
Kleinere Krater liegen unweit davon und nach einer Wanderung durch die Lava erreichten wir eine große Lavahöhle. So groß, dass man eine Karte am Visitor Center erhielt um sich nicht zu verlaufen.
Ausgerüstet mit Stirn und Taschenlampen spazierten wir hindurch, immer ein Auge auf dem Boden um nicht zu stürzen und eins nach oben, auf der Suche nach Fledermäusen.
Auf den nächsten Nationalpark habe ich mich am meisten gefreut: Yellowstone! Der älteste amerikanische Nationalpark, und Grund, warum wir erstens so einen großen Umweg machten und zweitens so in Eile waren dort hinzukommen. Ab September ist aufgrund des Wetters die Saison vorbei und ohne wintertaugliches Fahrzeug nur beschränkt zugänglich. Auf dem Weg dorthin wurde uns erzählt, dass es schon geschneit hatte. Wir nahmen ordentlich an Höhe zu, erreichten das Plateau in über 2000 Meter NN – und siehe da: Kein Schnee, dafür strahlender Sonnenschein! Altweibersommer at its best.
Von den knapp ein Dutzend Campingplätzen hatten nur noch 2 geöffnet. Eigentlich stehen wir lieber wild und in den USA kann man das wunderbar , was jedoch nicht für die Nationalparks gilt. Hier ist Campgroundpflicht. Über den 140 Meilen Rundkurs ist der Park wunderbar zu erkunden. Die beiden letzten geöffneten Campgrounds lagen allerdings so ungünstig, dass wir mehrmals die gleiche Route fahren mussten. Ein Nachteil des Saisonendes. Trotz dessen war im Yellowstone die Hölle los. Ich möchte mir nicht vorstellen was da in der Hochsaison los ist.
Kaum angekommen war ich fasziniert und setzte Yellowstone auf den ersten Platz meiner Lieblingsnationalparks der USA. Eine weite, flache, gelbe Steppenlandschaft eingerahmt von dichten Wäldern, glitzernde Bäche und an jeder Ecke und aus jedem Loch dampft, brodelt und blubbert es.
Heisse Pools mit Ihren durch Bakterien bunt gefärbten „Ufern“, blubbernde Matschvulkane, spukende Geysire, Bäume mit Kniestrümpfen. Und das alles gleich auf den ersten Metern.
Die Nacht wollten wir trotz des Verbotes auf dem Parkplatz des Visitor Centers verbringen, da der Campground Nr. 1 in der entgegengesetzten Richtung zu unserem morgigen Tagesziel lag. Die Rechnung haben wir jedoch ohne den Ranger gemacht. Der verwies uns knallhart Nachts vom riesengrossen, menschenleeren Parkplatz und schickte uns zum Campground. Das erste Mal auf unserer Reise wurden wir weggeschickt. Wie ich es hasse. Draussen ist es dunkel, man ist schon am kochen oder liegt gemütlich im Bett und dann donnert jemand an die Tür.
Dort erwischten wir grad noch so den letzten freien Platz. In der Nacht spürten wir die Wintersaison dann am eigenen Leib – es war dermassen kalt und bis in den späten Vormittag am nächsten Tag mussten wir im Nebel bibbern. Als sich dieser schlagartig verzogen hatte, lachte uns die Sonne bei wolkenlosem Himmel entgegen. Schnell fuhren wir los zu unserer geplanten Radltour. Auf dem Weg zum Visitor Center, den wir ja nun schon das 3. Mal fahren durften kreuzten wir eine Herde Bisons – die durch die noch nebligen Felder zogen.
Am Gebiet Upper Geyser Basin schnappten wir uns die Räder und los ging die Tour durchs Wunderland.
Wir hatten Glück und erwischten einige der Geysire gerade rechtzeitig zu Ihren Ausbruchszeiten. Beim Visitorcenter findet man einen Plan der Ausbüche, an der die ungefähren Zeiten für jede Fontäne vorausberechnet sind.
Am Endpunkt unserer Runde des Basin lag der Morning Glory Pool. Glasklar, Farben zum träumen und am liebsten möchte man doch reinspringen, baden und hinabtauchen um noch mehr seiner Schönheit zu entdecken – hab mal meinen Finger reingehalten – nicht empfehlenswert – hab mir ordentlich die Flossen verbrannt.
Hier trafen wir auch unseren Ranger vom Vorabend wieder, diesmal in „Mission Bär verscheuchen“. Es wurde ein Grizzly gesichtet und er rannte bewaffnet mit seinem Bärenspray durch den Wald.
Rechtzeitig zum Ausbruch des Old Faithful Geyser waren wir wieder zurück. Die Ausbruchszeiten können trotz seiner Regelmäßigkeit nur +/- 10 Minuten errechnet werden. Hat man dies verpasst muss man im Schnitt wieder 75 Minuten warten. Der Old Faithful ist mit seinen bis zu 55 Meter hohen Fontänen der König der Geysire – dementsprechend viel ist los. Hunderte Menschen lauern bewaffnet mit Kameras vor dem Loch und mit jeder Verstreichenden Minute kann man die Nervosität aller förmlich spüren. Kurz bevor es richtig losging spuckte er ein klein wenig (alle fingen an wie verrückt zu fotografieren) und wie um uns auszulachen, zischte er hinterher mehrmals, um erst ein paar Minuten später seine Fontäne in den Himmel zu schiessen. Spannung aufbauen kann er! Und die Show war auch 1A!
Eine ganz andere Art von Pools sind die Mammoth Hot Springs. Terrassen mit kleinen weissen Pools kleben an einem Berghang und erinnern stark an das „Baumwollschlösschen“ Pamukkale in der Türkei
Die Strecke zur Westseite des Parks zieht sich durch weite Steppen und man begegnet fast keiner Menschenseele. Dafür kreuzen immer wieder die Bisons den Weg und selbst ein mächtiger Wolf lässt sich blicken
Einen gewaltigen Fußmarsch muss man hinlegen um zum Wasserfall Yellowstone Falls zu gelangen – um von dort aus die den in gelben Sandstein (Yellowstone) tief ausgewaschene Schlucht zu bestaunen.
Als ob man noch nicht satt wäre vom Staunen brodeln gleich nebenan noch die Mud Vulcanos. Hier sucht man vergebens nach himmlischen klaren Pools , denn hier hat eher der Teufel die Hände im Spiel . Es riecht nach faulen Eiern, Matsch blubbert und heisser Dampf kommt aus Höhlen geschossen
Nach 3 Tagen verliessen wir den Nationalpark, verloren massig an Höhe und strandeten in Salt Lake City am grossen Salzsee.
Mein letztes Bad in natürlichem Gewässer war schon eine Weile her und statt durchs Eismeer zu hopsen wollte ich mich nun wie ein Korken auf dem See treiben lassen. Der Strand ist extrem breit und um bis ans Ufer zu laufen hat man schon fast keine Lust mehr. Der Sand nimmt ab, die scharfkantigen Salzkrusten nehmen zu. Je mehr man sich dem Wasser nähert, desto mehr ist man von Tod umgeben. Man stolpert über verweste Wasservögel, Sandflöhe springen uns an, das Wasser ist eiskalt und es stinkt gewaltig.
Fazit: Kein See zum schwimmen oder sonnenbaden.
Nach Einbruch der Dunkelheit klopfte es mal wieder an der Tür – die Polizei. Ich hätte kotzen können und wir erwarteten erneut vertrieben zu werden. Aber ganz im Gegenteil. Der Sheriff wollte lediglich alles über uns, den Frosch und die grosse Reise wissen. Hätte er nicht Nachtschicht gehäbt, wären wir herzlich eingeladen gewesen mit zu ihm nach Hause zu kommen. Schade.
Zum Abschied fuhr er noch mit seinem Polizeiauto direkt vor den Laster und machte für Romy extra das Blinklicht und die Sirene an und obendrauf gab es noch jede Menge Sheriff-Stern-Aufkleber. Was für ein cooler Cop!