02.05.-05.05.2016

Für Honduras verspricht der Reiseführer eine 20 mal höhere Mordrate als in den USA: alle 74 Minuten stirbt hier ein Mensch einen gewaltsamen Tod und in El Salvador hat sich die Mordrate von 2014 auf 2015 verdoppelt. Durchschnittlich 18 Menschen pro Tag.  Nicht gerade paradiesische Zustände für Overlander. Wer von den beiden Bösewichten gerade auf Platz 1 des gefährlichsten Landes Zentralamerikas ist, schwankt ständig hin und her. Gemeinsam mit Manfred und Dagmar, sowie unseren alten Bekannten „Team Overland Wanderlust“ beschlossen wir, gemeinsam stark zu sein und beide Länder zu durchqueren.

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Im Konvoi fuhren wir zur Grenze. Die Ausreise Guatemala ging schnell von statten und über den obligatorischen Grenzfluss erreichten wir El Salvador – das kleinste Land in Mittelamerika, aber dafür mit der größten Bevölkerungsdichte.

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Die Grenzstation direkt an der großen Brücke ist klein und übersichtlich. Die Beamten waren sehr nett und wir wurden von keinen Schleppern belagert. Der Papierkram für die Fahrzeuge war wieder einmal das langwierigste, und da der zuständige Mitarbeiter gerade Mittagspause machte, mussten wir warten. Bei 40 Grad schmorten wir alle in der Hitze.

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Nach 4 Stunden durften wir endlich weiterfahren –  mit  dem Hinweis, keine Arme aus den fahrenden Autos zu halten, da dies ein Erkennungszeichen einiger Gangs ist.

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Die guten Strassen überraschten uns, ebenso die freundlich winkenden und grüssenden Menschen an den Straßenrändern. Gar nicht so wie wir es erwartet hatten.Wir fuhren die 36 Kilometer lange Ruta de Las Flores, welche das Aushängeschild von El Salvador ist, und durch eine schöne Berglandschaft mit vielen kleinen Kolonialstädtchen führt.

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Wohin man auch blickte, hingen Leckereien an den Bäumen:

Cashew Nüsse, die erst nach dem Rösten nicht mehr giftig sind

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Avocados

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Kakao

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natürlich Bananen

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Mangos –  eine von den etwa 5 verschiedenen heimischen Sorten

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Und auch ganz unbekannte Früchtchen:

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Wer zu faul ist sich zu bücken oder zuviel Geld übrig hat, der kauft das ganze einfach fein gestapelt am Straßenrand:

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Und die left-over´s werden zu bunten Kunstwerken

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Bei einem großen Schwimmbad durften wir campen und hatten das gesamte Areal für uns alleine. Während die Kinder am nächsten morgen die vielen Rutschen ausprobierten, besuchten Manni, Daggi, Levi und ich die Ausgrabungsstätte und UNESCO-Welterbestätte Joya Ceren. Das Pompeji Amerikas. Bei mehreren Vulkanausbrüchen um 535 n.C. wurde die kleine Mayasiedlung unter einer 5-6m dicken Ascheschicht begraben und erst  1976 wiederentdeckt und seitdem ausgegraben. In dem sehr schön gestalteten Areal sind in einem kleinen Museum viele Alltagsgegenstände zu sehen und auf dem Gelände die Überreste der damaligen Dorfstruktur. In einer nachgebauten Schwitzhütte kann man nachempfinden wie eine Sauna vor 1500 Jahren ausgesehen hat. Wer noch behauptet, der Klimawandel hat nicht stattgefunden: Wer baut eine Sauna, wenn um einen herum eine Affenhitze herrscht?

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Schwitzen vor der Schwitzhütte

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Völlig ausgelaugt und durchgeschwitzt fuhren wir weiter in Richtung Berge. Über den Highway kamen wir flott voran, umfuhren großräumig El Salvadors Hauptstadt San Salvador und waren das erste mal so richtig offiziell auf der Panamericana unterwegs.  Auf der gesamten Route ab Alaska kannte entweder keiner den Namen oder er nannte sich entweder Inter-American-Highway oder Carretera Centroamericana.

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Vorbei an dem kleinen Bergdörfchen Berlin quälten wir unsere Fahrzeuge die Serpentinen hinauf zur Laguna Alegria.

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Inmitten des Vulkankraters auf 1.300 Meter Höhe liegt der malerisch gelegene Kratersee mit seinem smaragdgrünem Wasser. Dicke Nebelschwaden hingen in den Bergen, es roch nach Schwefel und mittendrin in dem kleinen Kessel: 10 Overlander. Sonst nichts.

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Wir erkundeten den Krater und wenig später gesellte sich eine einheimische Familie zu uns. Neugierig bestaunten sie unsere Fahrzeuge und waren ganz fasziniert von Romy und Levi. Blonde Kinder mit blauen Augen sieht man schließlich nicht so oft. Und beim Anblick eines strahlenden Babys hat man die Herzen sowieso gewonnen. Romy spielte mit den zwei Mädchen, Levi wurde von deren Mama ganz stolz geherzt und am liebsten hätte sie ihn mitgenommen.

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Ihr Mann entdeckte auf unserem zuvor gesuchtem Feuerholz einen Parasiten – eine wilde Orchidee .

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Bei sternenklarem Himmel saßen wir um das Lagerfeuer herum, fühlten uns in die Einsamkeit Alaskas zurückversetzt und genossen die Freiheit. Seit Mexiko war dies der erste Stellplatz seit langem ohne die Sicherheit eines Campgrounds, Restaurants oder Hotels. Die Nacht war herrlich frostig und notwendig. Nachdem wir die letzten Wochen meistens Temperaturen jenseits der 35 Grad Marke hatten –  auch in der Nacht –  fiel sie hier auf 15 Grad.

Frisch und erholt starteten wir zur nächsten Grenze nach Honduras. Bereits 6 Kilometer vor dem eigentlichen Schlagbaum standen die LKWs Schlange und die ersten Schlepper rannten auf uns zu. Wir setzten den Blinker links und überholten diese auf der Gegenfahrbahn – schließlich gibt es nur 90 Tage Visum für Zentralamerika und davon wollten wir  keine 5 Tage im Stau wartend verbraten. Gegen alle Warnung Fenster auf, Arm raus und im Föhnwind zur Ausreisestation El Salvadors.

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Die Grenzformalitäten für die Ausreise El Salvador und Einreise Honduras waren  mal wieder verwirrend. Trotz unseren perfekt Spanisch sprechenden  Overlander Wanderlusts verloren wir den Überblick und nahmen uns einen Helfer, die überall herumlungerten und für ein paar Dollar ihre Dienste anboten. Trotz deren Hilfe dauerte auch diese Grenze über 5 Stunden, die wir auf dem Bordstein wartend und im eigenen Saft schmorend verbrachten

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während direkt neben uns geschnarcht wurde

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und die Kühe spazieren gingen.

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Diesmal entließ man uns mit dem Hinweis, komplett durch Honduras bis zur Grenze Nicaragua durchzufahren. Die Situation habe sich in den letzten Wochen ziemlich zugespitzt, die Jugendbanden (Maras) aus El Salvador wurden in den Norden, nach Honduras vertrieben. Jetzt also wussten wir wer Bösewicht Nr. 1 – Stand Anfang Mai 2016 –  war. Keine 3 Monate vorher sah es noch so aus, dass El Salvador das wilde Pflaster war und sogar die Grenzen für Touristen kurzzeitig geschlossen waren.

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Nach der langen Grenzprozedur hatte jedoch keiner von uns Lust geschweige denn Energie und Nerven, mit Vollgas durch das Land zu fahren und sich nochmal dem Stress eines Übertrittes auszusetzen. Wir beschlossen einfach, gemütlich zu fahren, den Konvoi nicht anzuhalten und unseren geplanten  Stellplatz anzusteuern.

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Was als erstes auffiel war der allgegenwärtige Müll. In Guatemala lag so gut wie keiner herum, da alles gleich angezündet wurde und es dementsprechend aus allen Ecken rauchte. In El Salvador war es relativ sauber, aber in Honduras fand ich kaum ein Fleckchen wo kein Abfall zu finden war.

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Andere Reisende berichteten uns von den vielen Waffen und anderen Sicherheitsmaßnahmen – aber die  vergitterten Supermärkte und Wohnhäuser, sowie die Wachleute vor Banken, grösseren Geschäften und wohlhabenderen Wohnanlagen und Hotels kannten wir schon seit Mexiko und fielen uns hier in Honduras nicht vermehrt auf. Lediglich der mit einer Schrotflinte bewaffnete Beifahrer eines LKW´s fanden wir dann doch etwas exotisch.

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Luxus darf man definitiv nicht erwarten, 70% der Bevölkerung leben unterhalb der Armutgsgrenze. Fast jeder zweite der 8 Millionen Honduraner lebt von weniger als 1,25 Dollar am Tag

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und eine richtige Wäscherei wird man vergebens suchen

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extreme Dürre

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und trotzdem immer wieder schöne Landschaften und freundlich lächelnde Menschen am Straßenrand.

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Unser Stellplatz war wie auch schon in El Salvador großzügig umzäunt und wurde von einem bewaffneten Wachmann beschützt. Das Hotel stellte sich als wahre Luxusunterkuft für Hondura´s Verhältnisse heraus, lediglich die Wassertemperatur ließ zu wünschen übrig. Die 40 Grad warme Suppe brachte erst ansatzweise Erfrischung, als wir diesen wieder verließen.

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Selbst Nachts fiel die Anzeige des Thermometers kein Stück nach unten und wir verbrachten in der heißesten Gegend Honduras auch die heißeste Nacht unserer gesamten Reise. Das hält auf Dauer weder Mensch noch Tier aus, also bekam des Nachbars Hund Jose einen Sommerschnitt und wir stiegen am nächsten Morgen halbnackt in den Laster.

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hkh

Da wir dieses Land leider nur oberflächlich ein kleines Stück angekratzt haben können wir natürlich nur unsere wenigen Eindrücke weitergeben. Die Situation in den Armenvierteln der Städte ist unter Garantie unsicher, reist man jedoch mit Sinn und Verstand, kann man durchaus auch Honduras entdecken.

Hasta Luego Honduras! Bienvenidos Nicaragua!

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