07.07.-17.07.2015
Angekommen im Cypress Hills Provincal Park liessen wir Saskatchewan hinter uns und waren in Alberta. Faszinierend: Wälder, Berge, Seen – und das inmitten der Prärie, wo sonst nur Felder und Wiesen zu finden sind.
Die Grundausstattung eines jeden kanadischen Autos besteht aus mindestens einem Kanu. Deswegen muss man irre suchen um einen Bootsverleih zu finden. Nur so als Tipp: Wenn man länger in Kanada ist: Boot kaufen, und dann an einen Bootsverleih wieder verkaufen. Am Elk Lake entdeckte ich dann endlich einen und tat dann das längst überfällige: Rauf aufs Wasser und eine Runde Stehpaddeln im Badewannen warmen Wasser.
In Coaldale besuchten wir das Alberta Birds of Prey Centre. Dort werden verletzte und kranke Raubvögel versorgt und wieder auf die Rückkehr in die Wildnis vorbereitet.
Romy freundete sich sogleich mit der “Mützenente“ an.
Ich hatte ein Rendezvous mit Edgar
Eine kleine Flugshow der Adler gibt es dort ebenfalls
und anschliessend konnte man sie duschen
Eher Zufällig, weil es auf dem Weg lag stoppte uns der Hunger in Vulcan.
Da lacht einem ein Raumschiff entgegen und an jeder 2. Ecke in diesem Nest gerät wohl jedem Enterprise Fan das Herz in Wallung. (Wenn es dann doch Star Trek sein sollte, so möge mich jetzt hier sofort auf der Stelle ein Klingon holen.) Den Plan der ganzen Sehenswürdigkeiten für Vulcan gibt es im Visitor Center, ganz im Stil einer Raumstation. Ich öffnete die Eingangstür und hab vor lauter Schreck fast ein Ei gelegt, so wurde ich von der Begrüßung erschreckt. Wie, wird nicht verraten, sonst hat ja keiner mehr Spass beim besuchen.
Pünktlich zur Stampede haben wir es nach Calgary geschafft. 10 Tage findet hier die grösste Rodeo Show Nordamerikas statt und 99 Prozent der Bewohner sind im Stampede-Fieber. Kein Kopf auf den Strassen ohne Cowboyhut. Auf dem riesigen Gelände gibt es neben den „Arenas“, wo Rodeo zu Pferd und Bulle stattfindet, einer Landwirtschaftsmesse (die das Partyvok glaub ich am wenigsten juckt), unzählige Losbuden für die Rodelwetten, Fahrgeschäfte und Fressbuden (alles in XXL vesteht sich).
Thorben entschied sich für einen halben Meter langen Hot Dog
Romy für ´nen Eimer Eis
Und weil dass nicht genug war, musste ich mein kiloschweres Truthahnbein mit ihr teilen.
Um das Rodeo anzusehen, sollte man eigentlich im Internet die Karten vorbestellen. Da wir ja nicht wussten, wann wir dort aufschlagen, probierten wir es einfach vor Ort. Und es gab noch welche. Waren halt Loserplätze wie wir dann ganz schnell gemerkt haben – ganz aussen am Rand und keine Überdachung. Mein Cowboyhut machte dann immer die Runde, zwecks Hitzschlag und Sonnenbrand.
Die Show wurde mit einer CowboyBand eröffnet und dann flogen die „Reiter“ mit ordentlich Feuerwerk ins Stadion. Was für ein Spektakel. Man wurde gleich von Anfang an Mitgerissen.
3 Stunden lang ritten nun die Cowboys, die aus aller Welt angereist sind, auf den Pferden, bzw sie versuchten es. Ich musste mir dann erstmal sagen lassen, das es keine wilden Pferde sind und die deswegen so verrückt springen. Denen werden einfach ein Gurt umgeschnallt und durch das Springen versuchen sie, das lästige Etwas wieder loszuwerden.
Dann wurden kleine Rinder mit dem Lasso zu Pferd eingefangen und die Frauen ritten Slalom um die Wette. Und zum Schluss dann das Highlight: Bullriding. Hier das gleiche Prinzip wie zu Pferd:Gurt umbinden und so viele Sprünge wie möglich auf dem Monster verharren.
Ich konnte teilweise gar nicht hinsehen. so gross und wild waren die Bullen. Da wird’s einem echt himmelangst, wie knapp da teilweise die Hufe an den Köpfen der Cowybos vorbeifliegen nachdem sie auf dem Boden liegen. Auch das Reiten selber schaut echt ungesund aus. Kann nicht nachvollziehen dass sowas Spaß macht.
Aber uns hat es einen Riesenspaß gemacht – und das ist die Hauptsache!
Hinter Calgary beginnen direkt die Rocky Mountains, und diese müssen bezwungen werden um weiter nach Norden zu gelangen. Die 2 bekanntesten Nationalparks von Kanada sind dort so finden: der Banff- und Jasper Nationalpark. Ersterer von Süden kommend ist Banff. Gleich am Eingang erahnten wir ansatzweise was uns da erwartet. 3 Kassenhäuser mit endlose langen Schlangen. Laut Reiseführer verläuft sich das aber alles in dem riesigen Gebiet.
Erster Stop war Banff City. Vorräte auffüllen und ein bisschen Kartenmaterial vom Visitor Center besorgen. Das kleine Städtchen ist fast schon nobel. Hübsch herausgeputzt liegt es mitten zwischen den Bergen und könnte auch in der Schweiz sein. Vor allem wegen des Preisniveaus. Kanada ist ja im allgemeinen kein Billigland, aber Banff schoss den Vogel ab. Alles im Schnitt doppelt so teuer.
Da wir nicht vorhatten, in diversen Café´s oder Restaurants unser Geld zu verprassen oder teuer shoppen zu gehen – recht viel mehr kann man dort nämlich nicht – verliessen wir das Städtchen gleich wieder und machten uns auf den Weg zum ersten Highlight. Dem Moraine Lake. Dieses Bild hatte ich immer vor Augen, wenn ich an Kanada gedacht habe: Ein türkisblauer Bergsee, umrahmt von Kiefern und hohen Schneebedeckten Bergen. Und Einsamkeit.
Der Frosch kroch und ächzte also die Serpentinen hoch, und ca. 5 Kilometer vor dem See, standen schon die ersten Autos am Straßenrand. Nicht dass da etwa jemand Foto- oder Pinkelpause machte – der Parkplatz war einfach voll und wurde so in die Länge gezogen. Da es mittlerweile Abend war fuhren wir an den am Straßenrand parkenden Autos vorbei und versuchten unser Glück auf dem Parkplatz – und fanden was. Kamera einpacken, raus aus dem Laster und nichts wie los zum Aussichtspunkt. Und von da an wurden meine Illusionen zerstört. (Nein, eigentlich schon 5 km vor dem Parkplatz). Gefühlt halb Japan stand dort oben rum und knipste sich die Seele aus dem Leib. Und der See war schon schön blau, aber er konnte einfach nicht sein Bestes geben da die Sonne fehlte. Die wurde nicht von den Japanern verdeckt – sondern von dicken Wolken.
Wir übernachteten auf dem Parkplatz und am nächsten Tag versuchte ich mein Glück erneut. Mit dem gleichen Ergebnis. Schon früh morgens kommt ein Reisebus nach dem anderen angedonnert und schmeisst die Touristen ab zum Foto machen. Da kommt leider keine so richtige Stimmung auf.
Gleiches Spiel am Lake Louise. Dem meistbesuchten Bergsee der Welt. Parkplatz voll, also paar Kilometer bergab zum nächsten Stellplatz. Dann alles wieder hochwandern und kaum angekommen wieder Massen von Menschen. Und nur halbe Berge wegen Wolken. Also wieder Fresse ziehen, obligatorische Fotos schiessen und nichts wie weg.
Die nächsten Tage suchten wir die Einsamkeit und fanden sie an wunderschönen Stellplätzen direkt im Wald an wilden Flüssen.
Thorben hat uns eine Liste von Stellplätzen besorgt und einen besonders schönen und vor allem kostenlosen steuerten wir an. Dafür mussten wir für wenige Kilometer den Nationalpark verlassen. Um ein Haar hätte es diesen Platz nicht mehr gegeben: ein grosser Waldbrand hat bis knapp davor alle Bäume in Streichhölzer verwandelt.
Fast die gesamte Strecke von Banff nach Jasper führt über den Icefields Parkway. Nicht ohne Grund nennt man diese 230 Kilometer als die schönste Gebirgsstrecke Kanadas. Hammermässig, man möchte eigentlich alle paar Kilometer anhalten, Fotos schiessen, aufs Fahrrad steigen oder sich in den nächsten See stürzen.
Etwa mittig des Parkways, bereits im Jasper Nationalpark liegen die Gletscher. Auf dem grossen Parkplatz bei dem Visitor Center des Athabasca Glacier stapelten sich wieder die Autos und Busse. Von dort aus kann man mit speziellen Bussen direkt auf den Gletscher zu fahren. Wir zogen es vor, den Berg hochzukraxeln bis zum Fuss des Gletschers. Lange hielten wir es jedoch oben nicht aus, der Wind pfiff eisig.
In Jasper angekommen wurden wieder die Vorräte aufgefüllt, und so als Tipp: lieber hier als in Banff einkaufen. Es ist zwar ebenfalls nicht günstig, aber um einiges preiswerter.
Mein Sightseeing-Highlight wollten wir anschliessend besichtigen: Den Maligne-Lake. Ich habe mich schon sehr auf die Fahrt mit dem Boot gefreut. Ein paar Tage vorher erzählte uns ein Pärchen, dass sie aus dem Jasper Nationalpark geflüchtet waren, da ein Feuer gewütet hat und es wegen dem Rauch und Nebel nicht auszuhalten war. Vom Feuer war nun keine Spur mehr, jedoch war die komplette Ostroute des Parks bis zum See gesperrt. Und das voraussichtlich bis Ende Juli – also noch mehr als 2 Wochen, erfuhren wir von der örtlichen Feuerwehr. Die Brände seien gelöscht, aber unterirdisch glimmte es noch und bis die Schäden beseitigt sind und die Strasse wieder befahrbar ist, sollte einfach lange dauern. Sehr sehr schade!
Unweit der Ausfahrt des Nationalparks, und somit auch unser letzter Stop dort fanden wir noch eine gute Gelegenheit für ein warmes Bad in nicht überlaufenen Open Air Pools mit tollem Berg-Panorama: Die Miette Hot Springs.
Es war unglaublich erholsam und entspannend. Und wir anschliessend mal wieder so richtig sauber – stanken dann nur noch – nach faulen Eiern…wegen des Schwefels im Wasser.
Wir suchten uns ausserhalb des Nationalparks einen Stellplatz, abseits von jeglicher Zivilisation. Das Wetter war nass und kühl, Romy und ich verkrochen uns im Laster. Thorben stiefelte draussen herum und auf einmal krabbelte er aufs Lasterdach. Keine 20 Meter von uns entfernt trampelte ein riesiger Schwarzbär durch den Wald.
Ich kann gar nicht sagen wie aufgeregt ich Nachts war, um draussen auf Toilette zu gehen. Vor lauter Muffensausen traute ich mich kein Stück vom Frosch weg.
Regel Nr. 1 lautet bei uns: das Geschäft nicht in den Vorgarten. War mir aber in diesem Fall echt egal.
Bei Bärenkontakt gibt es nämlich so einige Regeln zu beachten:
nicht wegrennen – animiert zur Verfolgung
auf den nächsten Baum klettern: nur bei einem erwachsenen Bären
Rucksack als Köder zuwerfen
Anti-Bear-Spray: den Geruch mag Meister Petz angeblich nicht
kranke, verletzte, hungrige Bären oder Mutter mit Jungen: da hat man Pech! alles wirkungslos
Und dann muss man wieder unterscheiden: Schwarz- oder Braunbär.
Schwarzbär: fight back! Aber nur wenn der Bär keinen Scheinangriff inszeniert.
Grizzlies: auf den Boden werfen, einkugeln und alles über sich ergehen lassen.
Und das Beste zum Schluss: manchmal sind Schwarzbären braun, und Braunbären schwarz.
Da hat man es mit Elchen einfacher: renn weg, oder Du wirst totgetrampelt!
Die restliche Strecke nach British Columbia, welche ab Grande Prairie (der letzten grossen Stadt im Norden) immer einsamer und wilder wird, verliessen wir den Trans Canada Highway auf eine Nebenstrasse, da dort oft Elche unterwegs sind. Sie führte durch einen grossen „Industriewald“: Ölförderung und Holzabbau. Und siehe da: unser erster lebender Elch! Stand ganz friedlich am Strassenrand, bis wir mit unserem Ungetüm angedonnert kamen. Ist im Wald verschwunden, um dann hinter unserem Laster auf die Strasse zu spazieren, kurz zu beobachten was das denn für ein grünes lautes Ding ist und dann die Flucht zu ergreifen.
Ich möchte gar nicht wissen wieviele Tiere wir schon auf 100 Meter durch den Krach verscheucht haben.
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