02.08. – 20.08.2015
Endlich waren wir da – nach 2 Monaten und fast 10.000 Kilometern begrüßten uns die ersten Karibus. Eins davon hatte seine besten Tage schon hinter sich, und das stinkende Geweih zierte ab sofort unsere Lasterfront.
Auf dem Weg zu unserem ersten Stop in Chicken überholten wir einen Pickup mit einem Plattfuss. Die zwei Frauen fuhren wie die Teufel und hatten es noch nicht mitbekommen. Nachdem wir sie erfolgreich gestoppt hatten, war Thorben an der Reihe mit Reifenwechsel. Wir trafen die beiden später in Chicken wieder und siehe da: Zum Dank erwartete Thorben in der Bar eine Bierflatrate. Chicken selber ist klein. Sehr klein. Das erste Kaff seit der Grenze und nimmt sich selber humorvoll ganz schön auf die Schippe. Versorgungstechnisch geht hier gar nix, dafür gibt es aber ein kleines Café mit sehr leckere Kuchen und die besagte Bar.
An wilden Flüssen versuchten wir wieder unser Glück beim Goldschürfen – mehr als goldene Patronenhülsen waren aber nicht drin.
Die Berge kamen näher
und mit ihnen auch die Gletscher. Der Worthington Glacier blitze Blau aus dem Grau des Berges heraus. Früher reichte er bis zu Straße heran, heute muss man schon ein paar Meter weit und vor allem hoch laufen. Aber die Mühe ist es wert. Unter dem ist Gletscher eine strahlend blaue Höhle, in der es unaufhöhrlich tropft. Unter dieser schiesst der Wasserfall bis zum Fuß des Berges heraus.
Romy konnten wir mit dem Wort EIS bis zur Gletscherhöhle locken, und dort klopfte Papa kleine Würfelchen zum lutschen heraus. Somit ist auch geklärt, warum der Gletscher nicht mehr bis zur Strasse runter reicht. Von wegen Klimaerwärmung. Zu viele Kinder 🙂
Nur noch wenige Kilometer über den Pass, durch einen Canyon mit vielen Wasserfällen, erreichten wir dann Valdez. Hier endet nicht nur die Alaska-Pipeline, es starten auch die vielen Bootstouren zum Prince William Sound um Gletscher, Eisberge und die Tierwelt zu bestaunen. Geangelt wird auch wie verrückt, und die Beute wird dann im Hafen zur Schau gestellt und zerlegt.
Gleich zwei mal haben wir Fisch geschenkt bekommen. Da angeln die wie die blöden und dann wissen sie nicht mehr wohin da mit. Uns hats sehr gefreut, und ein fangfrischer Alaska-Seelachs bzw. bereits frittierter Heilbutt schmecken traumhaft.
Die Fahrt in den Prince William Sound war ein tolles Erlebnis. Gleich zu Beginn trafen wir auf eine große Gruppe Seeotter. Welch goldige Kerlchen, wie sie mit dem Bauch nach oben im Wasser schwimmen und den ganzen Tag am essen sind.
Eine ganze Weile düsten wir durch die Fjorde
bis die ersten Eisberge im Wasser an uns vorbeitrieben. Von da an fuhr das Schiff langsam im Slalom um die Riesen herum. Fantastisch in welch hellem Blau sie im Wasser herausleuchten und vor sich hinknistern. Von jeder Richtung krachte es – daran werde ich wohl ab sofort immer denken, wenn ich mir Eiswürfel ins Getränk kippe.
Als der 5 km breite, und 60 km lange Columbia Glacier in Sichtweite kam, wurde es richtig knackig kalt und windig. Es kostete einiges an Überwindung, trotz dickem Pulli und Wintermantel auf Deck stehen zu bleiben und die Kamera festzuhalten. Obwohl Unmengen an Eis um uns herum schwammen hatten wir Glück und konnten relativ weit an den Gletscher heranfahren.
Auf dem Weg zurück passierten wir eine Insel, auf der hunderte von Seelöwen faul in der Sonne lagen und vor sich hingrunzten. Und was mich am meisten freute, war die kleinen flinken Puffins zu beobachten.
Am No Name Creek (ja, soviel Flüsse hier in Alaska – da kann man schon mal etwas einfallslos werden), verbrachten wir die Nacht – hier hat es nicht nur uns gefallen – sondern auch einem Bären. Schuhgrösse 37 🙂
Am Ostufer des Fjords von Valdez, an der Solomon Gulch Fish Hatchery (bzw. am Solomon Gulch – gleich wieder ein recht einfallsloser Name), tummelten sich Hunderte, wenn nicht Tausende von Lachsen – die aus dem Meer hierher zurückgekehrt sind. Es brodelte und blubberte regelrecht nur so von Fisch.
Man muss nur die Hand reinhalten und zack hat man einen in den Händen. Bei mir dauerte es etwas länger, erstens sind die echt glitschig und zweitens wollte ich einen von den schönen Lachsen fangen. da gibt es noch eine Sorte, die schaut echt potthässlich aus und hat riesige Hauer. (Vorsicht, fällt auch unter „angeln“ und erfordert eine Lizenz, also nicht erwischen lassen)
Auch Möven und Weißkopfseeadler tummeln sich hier und picken sich nach Lust und Laune das Essen heraus.
Ein paar hundert Meter weiter, direkt an der Zufahrtsstraße dann der Knüller: Keine 50 Meter von uns entfernt eine Schwarzbärenmama mit ihren 3 kleinen Kindern. 2 der Kleinen kletterten in den Bäumen herum und meckerten, wie es die Kleinen halt so machen. Das dritte schaute Mama Bär beim fischen zu. Da kann ich mir noch ne Scheibe abschneiden: Pfote rein, zack, und schon ist der Fisch im Maul. Die „Show“ dauerte bestimmt eine halbe Stunde, bis sich alle so langsam wieder in den Wald verabschiedeten.
Wir verabschiedeten uns auch von der Küste, das Wetter hat gewaltig umgeschlagen von Sonnenschein auf fiesen, kalten Nieselregen. Zum nächsten Küstenort nimmt man entweder die Fähre über den Prince William Sound – wir fuhren über den Highway. Das Wetter blieb jedoch verregnet.
Vorbei am Matanuska Glacier
einem Besuch bei der Musk Ox Farm
erreichten Anchorage. Die größte Stadt in Alaska (man könnte meinen es ist die Hauptstadt – die ist jedoch Juneau, und liegt Abseits gelegen nur über den Seeweg zu erreichen weit im Süden des Landes) Klasse zum Einkaufen hier: Es gibt alles, und dazu noch steuerfrei. Auch Klasse, dass für viele hier die Reise mit dem Camper endet, so bekamen wir bei Walmart von Sven und Janine aus der Schweiz ihre restlichen Lebensmittel geschenkt (vielen lieben dank nochmal – und danke auch, dass ich jetzt keine Chinanudeln mehr sehen kann 😉 )
Gleich am nächsten Tag – wir besuchten den größten Wasserflughafen der Welt – gab es gleich nochmal eine Ladung von anderen Campern hinterher. Der Wasserflughafen selber ist wirklich groß, und es macht Spass ihnen beim Starten und Landen, fast im Minutentakt zuzusehen.
Von Anchorage zur Kenai Peninsula fährt man direkt an der Küstenstrasse entlang und die hat es in sich. Direkt am Ufer führt die Bahnlinie des Alaska Railway entlang, die Gezeitenwechsel sind derartig ausgeprägt, das schon mal ein parkendes Auto absäuft und wenn man Glück hat entdeckt man einen Beluga Wal.
Am Anfang der Kenai Halbinsel liegt der Byron Glacier. Nur über einen längeren Fußmarsch zu erreichen und wenn man zum Gletscher möchte, muss man durch den eiskalten und ganz schön flotten Fluss waten. Nicht ganz ohne, ich musste die Kälte wegatmen und mehrere male die Richtung ändern um heil auf der anderen Seite anzukommen. Aber es hat sich gelohnt.
Am Kenai Strand
Immer wieder entdeckt man noch, dass Alaska einst zu Russland gehörte: Eine Russisch- Orthodoxe Kirche in Ninilchik
Wir fuhren bis zum südlichsten Punkt der Halbinsel, nach Homer zur Kachmak Bay. Dort hat man das Gefühl, wirklich am Ende von Alaska angelangt zu sein. Rings herum sieht man die Schneebedeckten Berge am Ende des Golf von Alaska. Hier starten Touren zum Heilbuttangeln, die am Ende des Tages zum Bewundern am Hafen abhängen.
Genau am anderen Ende der Halbinsel liegt Seward. Dort besuchten wir einen Rennstall für Schlittenhunde und ich drehte zum Sommertraining der Hunde eine kleine Runde. Leider nur mit einem Wagen auf Rädern, aber um Geschmack zu bekommen hat es gereicht.
Es muss traumhaft sein im Winter durch den Schnee zu fahren. Bei der anschließenden Führung wird erklärt, wie die Hunde trainiert werden und wie so ein Hunderennen abläuft (Das bedeutendste Rennen der Welt, Iditarod Trail Sled Dog Race, geht über 1.800 Kilometer). Rein die tägliche Pflege der unzähligen Hunde wäre nichts für mich, es stinkt wie Sau. Und beim Training geraten sich die Stinker alle paar Meter in die Wolle und es muss wieder umgeschnallt werden. Und dann noch die Rennen im Winter: Erstens ist es arschkalt und in den ca. 8 Tagen des Rennens darf der Schlittenführer nur ca. 4 Stunden Schlaf bekommen. Da kann mir das Preisgeld von 70.000 Euro gestohlen bleiben 🙂
Blaubeeren pflücken am Strassenrand
Bunte Geisterhäuschen in Eklutna, in denen die Seelen der Verstorbenen wohnen sollen
Wir verliessen die Halbinsel über die Hatcher Pass Road, und kurz vor dem Höchsten Punkt, liegt die zerfallene Independence Mine. Früher ins der grössten Mine in der Region, heute nur noch eine sehenswerte Ghost Town.
Danach geht es steil Bergab mit einer grandiosen Aussicht auf Berge und Seen.
Am Flussufer schlugen wir unser Lager auf. Spät in der Nacht bzw. nach Einbruch der Dunkelheit zur Geisterstunde meinte Thorben am wolkenlosen Himmel die Milchstrasse zu sehen. Zu unserer grossen Überraschung wurden es Nordlichter. Das erste Mal im Leben hatten wir die Gelegenheit, dieses Wunder zu beobachten. Erst zog sich ein heller Streifen über den gesamten Himmel, um wenig später in breiten Grünen wellen zu wabern. Zu schnell waren sie jedoch wieder verschwunden, und ich konnte die ganze Nacht vor Aufregung nicht mehr schlafen. Immer wieder warf ich einen Blick nach oben, um ja nicht etwas davon zu verpassen.
Jetzt führte uns die Strasse nur noch gen Norden, und schon in der Ferne tauchte der Mount McKinley – oder die indianische Bezeichnung Denali – vor uns auf.
Mit seinen 6.194 Metern ist er der Höchste Berg Amerikas und nur alle paar Tage hat man das Glück, eine wolkenfreien Blick auf diesen zu bekommen.
Wir hatten Glück 🙂
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