20.- 21.08.2015
In Healy, nördlich des Denali Nationalparks, fanden wir den Magic Bus.
Jeder der den Film „Into the wild“ gesehen hat, weiss was ich meine. Genau wie im Film steht er da. Kaputte schreiben, innen der Holzofen, der kleine Schrank und das alte kaputte Bett. Auch einige Bilder von den Filmszenen, sowie Postkarten, die Chris McCandless alias“ Alexander Supertramp“ geschrieben hat, sind zu finden.
Keine 20 Meilen weiter steht der „echte“ Magic Bus, in dem der Aussteiger ein paar Monate gelebt hat und dann gestorben ist. Der Bus diente damals Arbeitern als Wohnsitz, sollte von der Baustelle wieder nach Healy geschleppt werden. Auf Grund der Umgebung erwies sich das als aussichtslos und so blieb er dort zurück. Wir machten uns keine Illusionen dort anzukommen, da im August die Flüsse noch zu viel Wasser führen, aber wir wollten zumindest mal bis zum ersten Fluss fahren.
Die Stampede Road führte uns dort hin.
Anfangs noch asphaltiert, bald geschottert, und kurz darauf, später nur noch Dirt Road – alles kein Problem. Als die ersten größeren Wasserpfützen kamen, stieg Thorben aus und diese zu Fuß zu testen. Schaute gut aus, also weiter.
Wir arbeiteten uns stetig vorwärts, die Pfützen waren nur noch eine einzige Wasser-Matsch-Pampe und auf einmal rutschen wir aus der Spur und steckten fest. nicht tief, aber es reichte, um nicht weiterzukommen.
Es langen viele Steine herum, die stopften wir unter die Reifen um wieder „Griff“ zu bekommen. Das klappte auch, ein Stück rollten wir vorwärts, um im noch tieferen Matsch stecken zu bleiben.
Jetzt war nicht nur ein Reifen eingesackt, sondern sogar das hintere Differential setze auf. Die Sandbleiche versagten, also musste die Schaufel her. Matsch wegschaufeln, um einen weiteren Versuch zu starten.
Das Problem beim buddeln in Alaska ist jedoch der Permafrost – da kommt man nicht weit. Kurz unter dem Matsch ist der Boden ganzjährig gefroren. Da waren wir dann schon ganz schön platt von der ganzen Schufterei.
Als eine Jeep Safari unseren Weg kreuzte, wurden auch noch Fotos von unserem Schlamassel gemacht. Da hätte ich echt kotzen können, aber eigentlich war es unser Glück. Der Tourguide kam später nochmal vorbei und versuchte uns mit seinem Jeep herauszuziehen.
Mittlerweile schlug das Wetter von Sonnenschein auf Regen und Hagel um, und der Frosch versumpfte immer mehr.
Wie vorhergesehen, klappte es nicht ein 8 Tonnen Koloss mit einem 1 Tonnen Zwerg herauszuziehen. Der Guide versprach uns aber, in Healy nach Hilfe zu suchen. Nachdem es dunkel wurde – wir standen schon gute 8 stunden – kam ein Pickup vorbei. Auch er versuchte mit Stahlseil und viel Schwung den Laster rauszuziehen. Ich verkrümelte mich derweil mit Romy im Laster.
Der Pickup gab Gas und es fühlte sich mit jedem Versuch an, als ob ein anderer Lkw ungebremst in unser Heck donnert. Das Ende vom Lied: Das Stahlseil war gerissen, sämtliches Geschirr ist aus dem Schrank geflogen und zerbrochen.… wir steckten immer noch fest. Aber wir waren immer noch guter Dinge, das war die Hauptsache.
Und siehe da, es war schon längst stockdunkel, kam ein Bagger angefahren. Romy liebt Bagger, und bei dem Anblick sind ihr fast die Augen aus dem Kopf gefallen, als der kleine gelbe Engel mit seinen hellen Lichtern neben unserem Laster anhielt.
Bevor aber irgendwas passierte, tranken Daren und Thorben erstmal einen Whiskey.
Dann fuhr er in die noch schlimmere Matschpiste, eine Kette an die Schaufel und den Frosch – und zack waren wir draussen aus dem Loch.
Der Bagger fuhr nun voraus, wir hinterher. Ein paar Meter weiter blieb dann der Bagger stecken. Da wir anhalten mussten, steckten wir natürlich auch wieder fest. Aber ein Bagger kennt keine Hindernisse. Die zwei Spuren waren durch eine Baumreihe getrennt. Und was macht der Bagger? Schlägt sich mit der Schaufel hinten in den Boden ein, und mit der anderen Schaufel werden einfach die Bäume gefällt um auf die andere Spur zu kommen.
Dann wieder die Kette an den Frosch und weiter ging die Fahrt. Mit einem Affenzahn an der Kette rumpelten wir hinterher, ja nicht anhalten, und etwa 5 Kilometer weiter hatten wir wieder festen Boden unter den Füssen und alles war gut. Romy ist bei dem ganzen Gerumpel einfach eingeschlafen, und wir hielten auch nur noch am Straßenrand und fielen todmüde ins Bett.
Seit diesem tag muss ich sage: ich liebe auch Bagger!
Wir hatten ein unvergessliches Erlebnis und seitdem eine Gute-Nacht-Geschichte für Romy: In der ein kleiner gelber Bagger mit seinem grossen starken Arm den grünen Laster mit dem kleinen Mädchen drin aus dem Matsch gezogen hat.