01.09.-20.09.2015

Die Kälte vom Eismeer noch in den Knochen – was könnte da passender sein als direkt weiter nach North Pole zu fahren.

Die Straßenlaternen sind riesengrosse Zuckerstangen, und die Straßen haben Namen wie: Santa Claus Lane, St Nicholas Drive, Snowman Road… Hier wohnt – wie jedes Kind weiss – der Weihnachtsmann und jeden Tag wird Weihnachten gefeiert.

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Von weitem winkt schon eine 16 Meter Hohe Weihnachtsmannstatue. Dort ist Santa Claus zu Hause und an diese Adresse schicken tausende von Kindern ihre Wunschzettel. Ein klitzekleiner Teil davon ist dort ausgestellt, da bekommt man schon etwas Pipi in den Augen wenn man liest, was die Kleinen da so schreiben.

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Der Weihnachtsmann saß auf seinem grossen Stuhl, winkte fleissig, neben ihm natürlich die Elfen, der Briefkasten und ein Eimer voll Zuckestangen. Der war auch bitter nötig – denn als wir Romy auf seinen Schoss setzen wollten fing sie natürlich das weinen an. Mit Süsskram bestochen konnten wir uns dann in sicherer Entfernung zu ihm gesesellen

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Wir unterhielten uns eine ganze Weile, und zum Schluss erzählte er uns noch, dass er am liebsten schweizer Schokolade  mag – wer ihn also besuchen kommt kann ihm damit eine Freude machen.

 

Hier noch die ungeschnittene Version für alle, die nicht mehr an den Weihnachtsmann glauben:

Er mag am liebsten die Schokolade mit Schnaps drin, und wir unterhielten uns hauptsächlich über Bier. Er wohnt gar nicht in North Pole sondern in den Lower 48, um 18 Uhr macht er Feierabend

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und statt Rentierschlitten fährt er Ponitac.

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Aber der Bart, der ist echt. Und der Weihnachtsmann ein klasse Typ.

 

In Tok erreichten wir das Ende des Alaska Highways und auf diesem verließen wir auch Alaska. Der Abschied fiel uns nicht schwer, da wir bald südlich wieder nach Alaska einreisen würden. Die südlichen Gebiete sind jedoch nur über den Seeweg oder über den grossen Kanada-Umweg zu erreichen.

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Die letzte Nacht standen wir im Tetlin National Wildlife Refugium. Dort lernten wir Gottfried aus Köln kennen – einen Tierfotografen. Von Ihm erfuhren wir so allerhand über Bären und ich war ganz schön neidisch, als er mir seine Fotos von einem Bären zeigte, der ihm kurz zuvor direkt am Strassenrand begegnet war. Wir grillten, und als es Dunkel wurde bereitete uns Alaska noch ein grandioses Abschiedsgeschenk am Himmel: Nordlichter, die nicht schöner hätten sein können. Alle camper sammelten sich am Ufer des Sees und unsere Ahhhh´s und Ohhhh´s waren bestimmt meilenweit zu hören. Es war diesmal nicht „nur“ ein wabernder grüner Streifen wie beim letzten Mal, sondern fast der gesamte Himmel flackerte in weiss, lila und grün.

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Am nächsten morgen verliessen wir nun Alaska und reisten wieder in den Yukon ein.

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Gegen Mittag machten wir eine Pause auf einem abgelegenen Platz auf einer Wiese. Ein Lkw mit Tank drehte eine Runde und fuhr wieder raus. Thorben war kurz draussen – und als der Lkw einfuhr kam er in den Frosch gesprungen. Er hustete wie verrückt und die Augen tränten. Dann fing Romy an zu husten und dann war ich dran. Erst vermuteten wir, der Lkw hat irgendwas aus seinem Tank abgelassen. Wie sich aber rausstellte, ist er über eine alte Dose Bärenspray gefahren, die wenige Meter neben unserem Laster lag und dann geplatzt ist. Fluchtartig verliessen wir den Platz und erst eine Viertelstunde später waren unsere Beschwerden verflogen.

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Hatten wir uns nicht noch eine Nacht vorher über Bärenspray unterhalten – und gelernt , daß das amerikanische stärker wie das kanadische ist, und das es doch eine prima Verteidungsmaßnahme wäre bei Überfällen. Das bei sowas ein Bär die Flucht ergreift können wir uns nun sehr gut vorstellen, und niemals würde ich sowas auch nur anwenden – ohne in einem luftdichten Raumanzug zu stecken.

Auf der bisherigen Reise haben wir einige Traveller getroffen, die ebenfalls mit dem Fahrzeug die Panamericana fahren.  Radu aus Rumänien begegneten  wir kurz vor dem Kluane Nationalpark, auch mit dem Ziel Patagonien – und ebenfalls auf Rädern – aber die muss er aus eigener Kraft zum rollen bringen. Mit 100 Kilometern pro Tag ist er flott unterwegs und in einem Jahr will er die 45.000 Kilometer meistern. Ich bin gespannt ob er es mal schafft uns zu überholen.

Der Rekord liegt übrigens bei 15 Tagen (mit einem PKW) !!!

Radu

Eine weitere Rarität kreuzte wenig später unseren Weg. Ein Luchs streunte durch die Büsche.

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Über den grandiosen Chilkat Pass reisten wir wieder in Alaska ein

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Haines, bzw. vielmehr das Endstück des  Chilkoot River  bis zum Mosquito-Lake war das Ziel, und Grund, warum wir es die die letzen Tage so eilig hatten. Anfang September: die letzten Lachse sind unterwegs, die Bären schlagen sich noch den Bauch voll vor dem Winterschlaf und für uns die Chance, hoffentlich noch welche zu treffen.

Gleich nach dem Grenzübertritt erwischten wir einen Braunbären am Flussbett – der ergriff in einem Affentempo die Flucht als er uns anknattern hörte.

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In Haines angekommen verbrachten wir den restlichen Tag und den gesamten folgenden so gut wie ausschliesslich am Flussufer auf der Lauer. Straße vor, Straße zurück. Lachse, die es durch die Schleuse geschafft haben hüpften die letzten Meter zum See. Die vor der Schleuse hatten ordentlich zu tun sich durch die Massen durchzukämpfen. Und die es vor erschöpfung nicht geschafft haben, müssen mehrmals täglich aus dem Fluss gefischt werden.

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Ein kurzer Marsch am Ufer entlang und wir entdeckten einen Bären, oder das, was von ihm noch übrig geblieben ist.

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Da die Bären hier auf beiden Seiten ihr Revier haben und die Bärenbeobachter das mit dem Sicherheitsabstand nicht so genau nehmen, wird der Bär halt erschossen wenns brenzlig wird.

Eine ganze Gruppe von Fotografen postierte sich am Fluss und teilweise warteten diese bereits seit dem frühen Morgen.

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Als es langsam dunkel wurde, und die ersten der Fotografen schon wieder die Ausrüstung abbauten und nach stundenlanger, erfolgloser Warterei von dannen zogen, spazierte keine 50 Meter von uns und „unserer“ Flussseite der Bär zum Wasser.

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Für den nächsten Vormittag war bereits die Fähre gebucht um nach Skagway zu kommen. Ein wenig Zeit verblieb uns noch, also fuhren wir die Strecke am Fluss noch ein letztes Mal ab.

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Und wie sollte es sein: Entweder kommt der Bär kurz bevor es dunkel wird, oder noch schlimmer: eigentlich null Zeit, und da spaziert eine Bärenmama mit ihren zwei Jungen direkt vor uns am Ufer entlang.

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Ganz alleine standen wir auf der Brücke und durften es beobachten. Keine 5 Minuten später waren jedoch jede Menge Menschen da, die sich das auch nicht entgehen lassen wollten. Das machte eines der Bärenbabys neugierig: Es kletterte den Abhang hinauf und spazierte zu den Menschen. Ich schnappte mir Romy und wir zogen uns zurück, aber viele von den Verrückten blieben einfach stehen und knipsten weiter. Wo aber ein Bärenbaby ist, kann die Mama nicht weit sein. Und die passt sehr gut auf Ihre kleinen auf und verteidigt sie ums geht nicht mehr. Die Mama war kurz darauf auch zur Stelle; die verrückten keinen Meter nach hinten gewichen. Weniger als 10 Meter trennte Mensch von Bär. Da wundert es mich nicht, dass dann wegen solcher Blödheit die erschossenen Bären am Ufer liegen. Aber alles ging gut. Mama Bär sammelte das Baby ein und alle 3 verzogen sich in den Wald. Und wir fuhren eiligst zum Hafen um noch rechtzeitig die Fähre zu erwischen.

Nach einer 15 Meilen Fahrt über Wasser, die uns eine Strecke von 359 Meilen längere über Land erspart hat, erreichten wir Skagway. Dort tümmelten sich schon die Kreuzfahrtschiffe, und der entspannte Spaziergang durch das Örtchen hatte sich somit erledigt. Sowas ist der Overkill, 900 Einwohner-Nest + 3 Kreuzfahrtriesen auf Landgang.

 

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Von Skagway bis Whitehorse folgt der Highway die White Pass & Yukon Route, wieder eine Möglichkeit mit einem Zug eines der schönsten Gebiete des Nordens zu erkunden. Der erste Teil, der von Alaska durch das kleine Stück British Columbia führt, den nordwestlichsten Zipfel, ist der beste

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Wenig später waren wir schon wieder aus BC hinaus und im erneut im Yukon – in der Barcross Desert. Ein Dünengebiet, wo man es am wenigsten erwartet.

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Auch der Yukon hat tolle Nordlichter

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Wieder in British Columbia, nahmen wir den Cassiar Highway nach Süden, um noch ein letztes Mal nach Alaska zu fahren. Wem noch kein Bär über den Weg gelaufen ist, dem ist der Highway wärmstens zu empfehlen. Wir haben auf der gesamten Strecke jeden Tag mehrere Bären gesehen, die am Strassenrand die Sträucher nach Essbarem absuchten.

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Neben den Bären und einer landschaftlich schönen Strecke gab es ausser der Jadestadt Jade City – einem Kaff im Nirgendwo mit Mengen an Jadevorkommen nichts zu sehen.

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Vorbei am Bear Glacier,

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über eine internationale Grenze ohne Abfertigung – da jegliche Verbindung zur Aussenwelt fehlt –  erreichten wir Hyder, einer Geisterstadt und unser letzter Aufenthalt in Alaska

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Grund ist der Fish Creek. Zwischen Mitte Juli und Anfang September ziehen dort mächtige Lachse aufwärts und zur Beärenbeobachtung gibt es eine Aussichtsplattform am Fluss entlang. Ich vermutete eigentlich schon zu spät dran zu sein und ohne jegliche Erwartung liefen wir zum Aussichtspunkt. Und siehe da, ein Grizzly badete im Wasser, liess sich die Lachse schmecken und rannte den Fluss auf und ab um die Fische aus Spass zu jagen. Das war für mich persönlich die beste Begegnung mit einem Bären, da wir ihn wunderbar und sehr lange beobachten konnten.

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Hinter dem Fluss führt die Strasse kurvenreich und rumpelig hinauf zum Salmon Glacier. Bis zum Summit Viewpoint fuhren wir hinauf und der Weg hatte sich gelohnt. 18 Kilometer lang kann man an dem Gletscher vorbeifahren und der Ausblick ist sagenhaft. Ganz oben war dann Schluss, der Weg endete einfach.

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Ein toller Abschluss für Alaska. Bären und Gletscher, was will man mehr. Die ganze Sackgasse ging es wieder zurück, dann mussten wir erneut die Pässe zücken für die Grenze zu Kanada – British Columbia.

Immer wieder stösst man auf Totempfähle – und eine grosse Sammlung ist der indianischen Gemeinde Gitanyow zu finden.

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In Vancouver angekommen mussten wir uns erstmal akklimatisieren – so viel Natur und Einsamkeit und dann eine Großstadt – im Stau inmitten der Wolkenkratzer hatten wir genug Zeit dazu. Trotz dem Regen und Verkehr eine tolle Stadt – eine Mischung aus Manhattan, HongKong und San Francisco.

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Dem Grossstadtdschungel lässt sich ganz einfach entfliehen – ein riesiger Park inmitten der Stadt mit Blick auf die Skyline

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Dann hiess es Abschied nehmen – die Grenze zu den USA, den lower 48 war nicht weit entfernt und das Abenteuer Alaska und Kanada fand hier nach 3,5 Monaten seinen Abschluss.

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