14.02. – 26.02.2017 Magellan taufte das Gebiet nach den Rauchsäulen der Ureinwohner Feuerland – Tierra del Fuegos. Bis zum 19. Jahrhundert schlummerte die Insel eher still vor sich hin, bis europäische Einwanderer die Steppen für die Schafzucht entdeckten und zudem auch noch Gold fanden. Heute ist es vor allem ein Traumziel […]
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... jedoch leider auch nicht von Asphalt.
Bei herrlichstem Sonnenschein nahmen wir die Piste gelassen, fuhren über hügeliges Weideland, im rechten Augenwinkel das glitzernde Meer, mit dem ersten Ziel: Onaisin. Kleine Füchse schlichen umher, wurden aber weitgehend ignoriert: Hier hat sich eine Kolonie von Königspinguinen angesiedelt – die einzige außerhalb der Antarktis. Wir hatten Glück, in kaum 20 Metern Entfernung hielt sich eine große Gruppe von etwa 30 Tieren auf. Laut surrten die bis zu 95 Zentimeter grossen, wunderschönen Geschöpfe vor sich hin. Die einen stehend, die anderen bäuchlings liegend. Zwischendrin kuschelten sich kleine, graue Fellhäufchen, Schutz suchend vor Wind und Wetter, an die Grossen. Einen kurzen Fussmarsch weiter begaben sich die hungrigen Exemplare auf Futtersuche und watschelten zum Fischfang in die Bahia Intúnil, eine Meeresbucht in der Magellanstrasse. Es ist eine eigenartige Gegend. Rauh, und irgendwie melancholisch. Vielleicht lag es auch an uns. Unruhe machte sich breit. Aufregung. So kurz vor dem Ziel. Wir kosteten das Kribbeln aus, und drehten eine Extrarunde durch das Hinterland. Dorthin, wo es kaum Menschen gibt.Ein Überbleibsel erinnert an die kurzen goldenen Zeiten auf Feuerland.
Im Zentrum der Schafzuchtregion kam es dann auch mal vor, daß so richtig was los war auf der Straße
meist jedoch waren wir alleine
Am Rio Grande versuchten wir abwechselnd, einen Lachs an die Angel zu bekommen und Brennholz zu finden. Beides erfolglos. Wir griffen daher auf 5 laufende Meter einer alten Brücke zurück und begnügten uns mit einem Kilo feinstem geschmuggeltem argentinischem Rindersteak. Zum Nachtisch schmorte Romy Marshmallows über der heissen Glut, während der parallel ablaufende Sonnenuntergang dem Namen Feuerland alle Ehre machte. Nachdem wir das Spektakel ausgiebigst genossen hatten, kamen dann endlich die lauernden Füchse zum Zuge und durften die restlichen Fleischstücke vom Teller klauen.Immer präsent, die Zäune. An den Anblick waren wir bereits gewöhnt, auch dass daran des öfteren ein totes Tier hängt, meist ein Guanako. Im vorbeifahren sah ich wieder eines hängen und nahm zufällig eine Bewegung wahr. Thorben liess sich nicht lange bitten noch einmal umzukehren. Ich hatte richtig gesehen, es lebte noch. Tief hatte sich der Stacheldraht ins Fell und Fleisch des Guanakos geschnitten, machte aber noch einen munteren Eindruck. Mit einem Bolzenschneider in der Hand schlich sich Thorben vorsichtig heran, schnitt den Zaun durch, und kurz darauf stand es auf seinen vier Beinen. Zuerst noch etwas wackelig, aber nach dem ersten Schock sprang es schon davon und verschwand hinter den Hügeln.
Den Abend verbrachte ich draussen, um in tiefster Dunkelheit und strömenden Regen zu backen. Im Laster schlief bereits alles, und der Mixer – eine Mischung aus Bohrmaschine, Buntstift, Quirl, verklebt mit viel Panzerband, lief laut ratternd auf Hochtouren. Am nächsten Morgen erwartete unseren kleinen Levi ein mit vielen Luftballons geschmückter Laster, der Kuchen und das Geschenk zum 1. Geburtstag: Ein knallgelben Bagger. Der weitere Weg war dann kein Kindergeburtstag mehr. Ganz im Gegenteil. Diesen mussten wir uns hart erkämpfen. Die einzige Hauptstrasse im chilenischen Teil von Feuerland, 130 Kilometer lang, ist eine mit Schlaglöchern übersäte Erdpiste. Dazu regnete es und verwandelte den Fahrtag in eine Schlammschlacht. In Argentinien angekommen, erwartete uns, exakt an der Landesgrenze, Asphalt in bestem Zustand. Reisebusse, Lastwagen, Radler, Motorradfahrer. Die Schlange war lang und die Zöllner an die vielen Reisenden gewohnt. Alle Scheiben der Grenzhäuser voll mit Aufklebern, die alle eine Geschichte zu erzählen haben. Gelebte Reiseträume, jeder für sich vollgepackt mit Geschichten und Abenteuern. Kleine und grosse Schreine mit roten flatternden Fahnen kündigen sich schon von weitem neben den Strassenrändern an. Fährt man daran vorbei, ist es üblich zu hupen, um Gauchito Gil zu grüßen. Im Gegenzug hofft man auf eine unbeschwerliche und unfallfreie Reise, denn er gilt Patron von Auto-, Bus- und Lastwagenfahrern. Laut den Legenden war er ein Landarbeiter, welcher sich der Armee anschloss und im Tripel-Allianz-Krieg gegen die Streitkräfte Paraguays kämpfte. Im späteren argentinischen Bürgerkrieg desertierte Gauchito, um nicht die eigenen Landsleute umbringen zu müssen und versteckte sich im Wald. Zu dieser Zeit galt er als der argentinische Robin Hood: Bestahl die Reichen und gab es den Armen. Als er schliesslich entdeckt und gefangen wurde, hängte man in Kopfüber an einen Mesquitenbaum und folterte in. Als der Henker ihn töten wollte, sagte er, dass sein kranker Sohn gesund werden würde, wenn er zu ihm, Gauchito, beten würde. Andernfalls würde der Junge sterben. Der Henker vollzog dennoch das Urtei, schnitt Gauchito Gil die Kehle durch. Als der Henker nach Hause kam, ging es seinem Sohn schlechter, worauf hin er zu zu Gauchito Gil betete und sein Sohn gesund wurde. Der Henker baute daraufhin einen Schrein und erzählte davon den Menschen. Heute sind die Gedenkstätten überall in Argentinien sie zu finden, und hier auf Feuerland ist die Anzahl überwältigend. Die größte Pilgerstätte ist begehbar, jedenfalls war sie das einmal. Der ganze Boden ist vollgestellt mit Rotwein, die Luft erfüllt mit dessen Geruch. Unzählige Kerzen erhellen und erwärmen den dunklen Raum. Die Wände zieren gravierte Schilder von Gläubigen, Autokennzeichen, Fotos. An der Decke hängen Flaggen von Gauchito, Zigaretten in Hülle und Fülle, und sogar Kinderkleidung ist zu finden. Hinter der Gedenkstätte führt ein Pfad durch den tiefen Sand bis an einen weitläufigen Strand. Dort parkten wir windgeschützt zwischen dem Dünengras und endlich durfte der gelbe Bagger zum Einsatz kommen. Langsam aber sicher näherten wir uns nun dem Ende der Welt – welches sich schon seit einigen Kilometern die Straßenschilder der Ruta 3 ankündigen: „Ruta del fin del mundo“. Die Aufregung stieg mit jedem Kilometer weiter gen Süden. Am Lago Fagnano erwarteten uns Sonne, absolute Windstille und ein toller Strand. Wir schälten uns aus der Winterkleidung und genossen einen schönen Tag am See. Einen richtigen Sommertag, der auf Feuerland eine Seltenheit ist. Nicht umsonst heisst es, dass man in Patagonien in 24 Stunden alle vier Jahreszeiten gleichzeitig erleben kann.Der Promenade folgend wurde es ruhiger und am Aero Club Ushuaia fand sich ein idyllisches Plätzchen eine Rundumsicht auf die Stadt.
Unsere Mission war noch nicht vollendet, schliesslich wollten wir vom nördlichsten bis zum südlichsten befahrbaren Punkt der amerikanischen Kontinente fahren. 30 Kilometer weiter südlich der Stadt befindet sich erst das Ende der Welt.
Mitten in den Nationalpark Tierra del Fuego führt die Ruta 3 hinein, bis sie an einer kleinen Kehre in der Bahia Lapataia endet. Ein grosses Schild weist auf ihr Ende hin und verrät, dass es von hier 17.848 Kilometer nach Alaska sind und 3.079 bis nach Buenos Aires. In unserem Fall waren es, beginnend von der Prudhoe Bay am Eismeer im August 2015, insgesamt 72.062 Kilometer in 540 Tagen. Weiter nach Süden geht es nur noch zu Fuss, oder mit einem Expeditionsschiff in die nur 1.000 Kilometer entfernte Antarktis. Für unseren Frosch war hier Endstation, also liefen wir die letzten Meter über einen Holzpfad.
[caption id="" align="alignnone" width="1281"] Das Ende der Welt auf Feuerland nahe Ushuaia. Und das Ende unserer 2-jährigen Traumreise auf der Panamericana von Alaska nach Feuerland. Weiter geht es für uns nur noch nordwärts.[/caption]So sieht das Ende der Welt aus. Geheimnisvoll die Bucht, zwischen Moor, knorrigen Bäumen und schroffen Felspartien, alles ursprünglich und wild.
Ständig passierten wir Viehgatter und wurden von Guanako-Herden ausgebremst.
Schliesslich kündigte sich von weitem das Meer an. Belohnte uns mit einem herrlichen Ausblick auf die Bucht Cabo San Pablo und das vom Wasser umspülte Schiffswrack Desdemona. An einem alten, verlassenen Hotel fanden wir einen herrlichen Stellplatz und waren die einzigen Touristen weit und breit. Auf der grossen Wiese spielten die Kinder, und zu meiner Verwunderung keinerlei Gefahrenquellen durch Stacheldraht, Strassenhunden oder herumliegenden Scherben – viel Zeit für mich, um ebenfalls zu reparieren. Auch an unserer Kleidung sind die Strapazen der Reise nicht spurlos vorbeigegangen. Vor allem Levi´s Hosen waren alle an den Knien durchgekrabbelt und ich nutzte die Gelegenheit mit Hilfe Sekundenkleber Flicken meiner alten zerschlissenen Jeans der übrigen Kleidung neues Leben einzuhauchen. Man wird erfinderisch und genügsam. Am frühen Morgen leuchtete das rostiges Gerippe in der Morgensonne und die Ebbe eröffnete uns den Weg zum Wrack. Die Stiefel blieben diesmal im Laster, barfuss sprangen wir durch den eiskalten Fluss und marschierten durch Matsch und Seetang, ganz nah an das einst prachtvolle Schiff heran. Zurück auf der Hauptroute fuhren wir nun das erste Mal auf der Reise nordwärts und befanden uns somit auf dem Rückweg – kein schönes Gefühl. Wir fuhren also nicht nur nordwärts, sondern die gesamte Hauptstrecke wieder zurück, während sich der Wind heftigst bemerkbar machte. Auf gerader Strecke mit Vollgas waren nicht mehr als 50 Kilometer pro Stunde drin. Je nachdem wie die Strasse verlief, hatten wir ihn nach einer 90 Grad Kurve wiederum im Rücken und machten uns einen Spass daraus, die jeweilige Windgeschwindigkeit per Hand zu messen. War bei 90 Kilometern pro Stunde kein Widerstand zu spüren, entsprach das Windstärke 10: Einem schweren Sturm. Dies hat zur Folge, dass Bäume entwurzelt werden, Baumstämme brechen und grössere Schäden an Häusern entstehen. Im der platten, kargen Landschaft kommt da höchstens das Steppengras heftigst in Wallung und die Wolken bilden ein herrliches Spiel am Himmel. Erneut reisten wir nach Chile ein, nun aber zum letzten Mal. Das Länder-Hopping hatte ein Ende. Manchmal wusste keiner von uns, ob wir uns gerade in Chile oder Argentinien befinden und erst beim Bezahlen an der Kasse, als uns der Verkäufer ein verdutztes Gesicht präsentierte wegen der falschen Währung auf dem Tresen, merkten wir die Verwechslung. Mit der Fähre verliessen wir Feuerland und verabschiedeten uns gleichzeitig von der abwechslungsreichen Landschaft der kleinen Insel. Vor uns lag eine Strasse. Über 3.000 Kilometer lang. Der einzige Landweg Richtung Norden mit riesigen Distanzen zwischen wenigen Versorgungspunkten und keinen Kurven. Die schnurgerade Ruta 3 durch die echte Pampa.Patagonien II: Märchenwelt aus Felsen und Eis | Argentinien & Chile
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